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Sie geht vorbei

Posted on 25. Januar 2015 By Cassyhopya

Ein einziges Mal. Eine Ewigkeit, zur Sekunde geformt, die nicht länger mehr dauern könnt. Aber nicht ihr Dauern verzehrt mich, frisst sich mit würgendem Griff in meine Eingeweiden. Nein, es ist das Wissen: „Es geht vorbei.“ Und während die Zeit sich des Vergehens schuldig macht, so nimmt es sie auch wieder mir. Ein Herr der Zeit? Ich würde meine Seele dafür verkaufen. Man fragte mich aber nicht. Ließ mir keine Wahl, sondern stahl mir im Preise der Sekunde, mein Höchstes, das nun in heißesten Flammen nur lodert: Mein Herz. Es ist ein Preis, sowie Lohn, der mir doch nur die Belohnung vorenthält. Die Erfüllung meiner Träume, das Sehnen und Begehren, das mich des Nachts mit Bildern hin und her wälzen lässt. Und wie der Traume mir am Anbruch des Tages mir nur immer entschwindet, so tut es auch sie, … in nur einer Sekunde, die am Tage meine Ewigkeit nur wird. Eine Ewigkeit, auf die ich vom ersten Tageslicht an schon warte.

Es sind die Tage, die sich im ständigen Wechsel aneinander reihen. Es beginnt mit dem nervigen Piepsen am Morgen, dem reckenden sich Erheben aus den tiefsten Tiefen eines Schwarz, das mir die Erfüllung meiner Träume versprach. Bittersüß war der erste Blick auf die rot leuchtende Anzeige, die einem Mahnmal gleich, schweigende den Zeigefinger zum Himmel erhob. Ein eisiger Krampf im Magen, der Schauer, der sich fröstelnd unter meine Warme Decke schob und mich fallend vom Bett trieb. „Verschlafen, verdammt…verdammt…verdammt.“ Whispernd sprach ich die Worte der Teufelei aus, wissend, dass auch wenn ein gutes Gefühl dabei, sie nichts mehr änderten. Das notgedrungene Telefonat noch in lallender Stimme mit dem Chef. Die fadenscheinige Ausrede, die dennoch nur dieses eine Mal eine Wahrheit war. Der Sprung zur Dusche, ein Stocken, die Padmaschine noch schnell husten gelassen, auf dass sich wenigstens die Gedanken noch schneller ordnen konnten. Minuten, die mich dem gestylten Selbst nun näher brachten und beschnitten, nicht mehr sehen ließen, wie sehr ich mich außerhalb der eigenen Ordnung befand. Dann hinaus, in diese Welt der Termine und rauschenden Autos. Ein öfteres Mal das Rot des Haltens ignoriert und ein kleiner Sprung nur des Herzens, als ich ein Taxi ergatterte. Das Letzte, obwohl man es auch als das Erste der Reihe bezeichnen konnte. Aber eine Reihe, die fehlte hier. Des Puzzles einziges Teil im gelben, schon fast ausgetönten Schein, so wartete es nur auf mich. Ein kleines Dankgebet zum Himmel, ein Nicken durch die Scheibe und ich ließ mich in das schwarze Leder sinken. Gebrochenes Deutsch, in unrasierten Zügen, das mich flüsternd nach dem Ziel fragte. Es ging los und auch hier war man mir gnädig. Wir kamen durch, in manch rasantem Manöver, das dem Blaulicht sehr gefallen hätte. Aber es blieb uns fern. Des Öfteren ein Gelb anstatt des Grünes überfahren. Hupen, die im Echo uns nachhallten. Meine Hand klammerte sich unbewusst an den Griff der Tür. Aber kein Wort des Protestes meiner eigenen kleinen Stimme. Denn zu sehr wurde mein Wunsch nach Hetze erfüllt.

Wieder nur nach Minuten, in Zehner aneinander gereiht, da kamen wir an. Nun, er fuhr wieder, mit den Euros des satten Trinkgeldes in den lächelnden Zügen, bekam er sogar „Einen schönen Tag“ zustande. Hinaus aus dieser zwangsweise gestreiften Welt, begab ich mich in meine eigene 8 Stunden begrenzte Sklaverei, des Alltages und der sechs Tage Woche. Ich rauschte hinein und wandte mich direkt der Umkleide zu. Doch bevor ich auch nur die Grenze zum Bereich des Personals übertreten konnte, da wurde ich gestoppt. Unfreiwillig in meiner Hetze gebremst und dem Schwung beraubt.
Wütend wollte ich dieses Wesen anfahren. Es zurecht stutzen, als Ziel meines Ärger nehmen, der sich für mein eigenes Missgeschick bedanken wollte. Ich setze an, fühlte die Worte der Bosheit auf meinen Lippen, die Zunge im Schlag, sie wollte bilden. Aber, es passierte nichts.

Magisch schon fast, da ging sie vorbei. Ein schüchternes Lächeln, glänzende Augen, die mich in den Bann schlugen. Ich stand da, den Mund offen, die Augen, das Herz, nicht weniger und sie, warf mir einen Blick zurück und verschwand im nächsten Gang unseres kleinen Discounters. Und noch immer, da blickte ich nur. Auf die Regale an Ware, in den Gang der glatt poliert und sauber gebohnert, auf nichts mithalten konnte, mit diesem einem Gefühl. Ich wusste nicht, was zu tun. Ihr hinterher? Wozu? Und was zu sagen?
Ein Gefühl beschreiben, das mich zwar ergriffen, aber nicht zu fassen war? Ein Gedanke, der mich zwar erfüllte, aber noch absolut nicht verstehen ließ. Ein anderer Blick, der mich nun traf. Mahnend, streng und voll des Tadelei. Mein Chef, der aus Tür blickte und es schaffte, mich nun doch in Bewegung zu setzen.

Diese eine Sekunde… Ja, was war das?
Eine Hoffnung? Eine Berührung zweier Leben, die so tief ging, dass sie einfach alles hinwegfegte. Ein Spiegel in diesen Augen eines Engels, der es vermochte mich in ihnen zu zeigen, so wie das Tor in ein Paradies. Ein Paradies, das nicht weit ab des Himmels, sondern so nah und direkt vor mir sich gebildet hatte. Die Einladung im Chor der Engel, die einem den Frieden versprechen.
Ich sah sie an dem Tag nicht mehr wieder. Aber doch war sie unentwegt vor meinem Auge. Dem Innern, das sich in ihr gefunden zu haben schien. Und ich wusste, wenn auch gleich ohne die geringste Erklärung, dass ich sie wiedersehen würde. Jetzt, morgen, übermorgen? Was zählte es? Solange es passierte. Auch die Meckerei meines Chefs, der Trubel im Tage der 8 Stunden. Es prasselte ab, es berührte mich nicht, denn in mir, da war es geschlossen, wie auch erst geöffnet. Durch diesen einen Schlüssel des Augenblicks, der mir selber erst die Tür zeigte.

Und wirklich, die Tage vergingen. Die Wochen, sie reihten sich aneinander. Ich wartete nicht, weniger noch hoffte ich, denn ich wusste, sie würde ich wiedersehen. Und dieses alleinige Wissen, aus dem Innern heraus, das konnte kein Zweifel vergiften.
Oh ja, man war mir gnädig. Man ersparte mir das Beil der rauen Realität. Ließ mir meine Träume, mein Hoffen und dieses eine Wissen um das Ziel. Sie kam, noch öfter und viel öfter. Es waren Sekunden, Momente nur noch, die meinen Tagen einen Sinn gaben. Nur ein Blick, der mir mehr sagte, als tausend Wörter und Reihen an Bibliotheken. Und ich nahm es auf, geduldig und wartend.
Es wurden Monate, bis wir auch endlich das eine und andere Wort wechselten. Worte voll Sinn und Zweck, aber ohne auch nur die Tiefe, die im Blicke alleine sich fand. Und es vergingen noch etliche an diesen Zeiten. Tagen, Wochen, Minuten und vor allem Sekunde, die mir nun mehr bedeuteten, als es jede andere Zeit jemals konnte. Und nur ein Mal, da sprachen wir mehr. Nur einmal, da bedurfte es zwar der Sätze, aber weniger der treffenden Worte, die dem niemals gerecht wurden.

Es ist Samstag und ich habe frei. Wieder wälzte ich mich aus dem Bett, ohne Hektik ohne Hetze. Denn ich weiß, was mich heute erwarten wird. Und wie zu Anfang, da fahre ich auch wieder mit dem Taxi. Es wäre dem Schicksal gerecht gewesen, wenn es auch wieder der Fahrer von damals gewesen wäre. Aber da hören die Schicksals Verflechter nun auf. Ich steige aus, wünsche diesmal selber dem Fahrer den schönen Tag. Langsamen Schrittes, überquere ich den rauen Asphalt, wende mich zur nächsten Ecke und bleibe stehen. Einen Moment, den will ich mir nehmen. Eine Sekunde, die finde ich, bin ich mir schuldig.

Sie steht dort, vor dem Eingang des Cafés. Die schwarzen Haare, sie wehen im Hauch der seichten Berührung. Eines Windes, einer Natur, die es ebenso nur vermag, sie nur zu streicheln. Jetzt erblickt sie mich und ihre Züge formen das Lächeln, die Augen erstrahlen im Leuchten und selbst auf diese Entfernung, da spüre ich es wieder im Innern. Dieses Eine, dieses Unerklärliche, das ich schon immer suchend, nie wusste, das es mich finden würde. Es war die Sekunde, die mich das lehrte. Es war der Moment, der mir die Ewigkeit zeigte. Aber jetzt, da habe ich die Zeit und ich forme mit die Zukunft in eben diese Richtung. Nur dem einen zum Ziele. Weit über dem Zweck, dem Sinn, meist nur ein reines Gefühl. Den mehr, da braucht es nicht. Nicht jetzt und niemals in Ewigkeit.

Sie geht vorbei, … aber nun nicht mehr an mir. Sondern direkt auf mich zu.

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