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Intro – Natur aller Dinge

Posted on 21. April 2019 By Cassyhopya Keine Kommentare zu Intro – Natur aller Dinge

Diese Welt hatte ihren Reiz. Wie Nebelschwaden hing es zwischen den hupenden Autos, wirbelte umher und folgte den Spuren der Eile. Dort ein aufgeregt gestikulierender Geschäftsmann, der wild in das Headset schrie. Direkt daneben, die verheulten Augen einer gerade betrogenen Ehefrau. Auch sie sprach, wild, schreiend, doch nur im Innern. Wie eine Lawine an Seelen, an Technik, in Reihe gezwängt, so standen die Autos in Reih und Glied. Sobald ein Erster versuchte, den Stillstand nicht stillschweigend hinzunehmen, erklang eine Hupe. Und sofort antwortete ein Echo aus tausend weiteren blechernen Tönen. Eine Welt der Elektrik. Eine Welt der Mechanik. Der Hetze und Eile. Aber hier gerade, hatte dies zu Stillstand geführt. Diese Welt hatte ihren Reiz. Aber hier war er nicht zu finden. Hier sah man nur das Ergebnis des Fortschritts. Das Gefängnis, in dem jeder strampelnd sich als frei erachtete. Tausend Maschen, aberzählige Blickwinkel und Schicksale, aber nur ein Strom, in dem sie eingesperrt waren und zum Stillstand verdammt wurden. Schnurrend und pustend, ratternd und hustend, so schickten sie ihre Abgase in die einst unberührte Natur. Am Straßenrand zwängte sich ab und an ein Halm hervor. In Mitleidenschaft gezogen, von Unrat und Abgas gezeichnet, war die Neugeburt dieser Pflanze, ihrem verfallendem Ende gleich. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Noch weniger, was sie überhaupt erwarten durfte. Diese Welt war gezeichnet, verbraucht und fast schon versklavt durch Menschen Hand. Aber es waren nicht die Menschen selber. Es war das, was sie erschaffen hatten. Ihre eigenen Dämonen, die die Kontrolle über ihre Herren übernommen hatten. Sie versklavtem im Grau, formten mechanisches Treiben und stahlen den Seelen die Freiheit der Muße. Die Muße, die alles bilden, alles erschaffen konnte, wen sie sich ihrer nur bewusst wären. Nun, sie war nicht umsonst hier. Sie hatte keinen Auftrag, kein direktes Ziel, aber eine Ahnung und eine Vision. Niemand aus ihrem Volk wusste, was sie versuchen wollte. Es hätte ihr auch keiner erlaubt. Es gab strikte Gesetze, Regeln, an die sie sich halten musste. Sie tat es nicht. Sicher, aus gutem Grund. Aber sollte sie scheitern, wäre sie eine Gefangene in dieser Welt. So, wie sie sich selber zu Grunde richtete, so würde auch sie vergehen. Den Versuch, das Risiko war es wert. Denn wie gesagt, hatte sie eine Vision, der sie folgen musste. Es war nichts Gravierendes. Im Grunde nur ein Gedanke. Aber es hatte gereicht, um sie diesen Weg einschlagen zu lassen. Wie es ausgehen würde, das konnte sie nicht einmal erahnen. Es war eine Reise ohne Wiederkehr. Ein bisschen mulmig war ihr bei dem Gedanken schon. Doch sie hatte so entschieden. Diese Menschen waren bei ihrem Volk verschrien. Sie wurden mit Missachtung und Ignoranz beachtet. Sie hatten aufgegeben, was sie auszeichnete. Den Funken verloren, der sie mit der Natur verband. So lernte Alvira es von Kindesbeinen an. Eine ganze Welt, Millionen an Seelen, die verloren waren. Nicht mehr zu retten, zu bekehren, auf den rechten Pfad zu bringen. Deswegen war es keiner Elfe gestattet, sich den Menschen zu zeigen. Noch weniger war es ihr erlaubt, in ihre Welt zu reisen. Sie würden es nicht verstehen und am Ende noch die Dimension der Elfen mit in den Abgrund der Verdammung reißen. Alvira konnte nicht sagen, ob das wahr oder falsch war. Ob es nicht nur dem grauen Glauben dieser Welt gerecht wurde. Ein vorschnelles Urteil vielleicht? Seit Jahrtausenden war keiner mehr ihres Volkes hier gewesen. Sie beobachteten nur von Zeit zu Zeit. Mehr nicht. Sie war eine Derer, dessen Aufgabe es war, Buch über die großen Geschehnisse dieser Welt zu führen. Sie war ihnen näher gekommen als jeder sonst. Und öfter als es ihre Aufgabe gewesen war, öfter als sie es überhaupt gedurft hätte, hatte sie zugeschaut. Und sie hatte etwas entdeckt. Sie war zu Burah, dem Oberhaupt des Volkes, gegangen und hatte es ihm erzählt. Aber er hatte sie nicht einmal ausreden lassen, wiegelte ab, bevor sie ihm alles schildern konnte. Und so war sie nun auf eigene Faust unterwegs. Nur auf Grund einer Beobachtung, einer Ahnung. Aber sie wusste, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Sie wollte sich abwenden, auf den Weg machen, um in dieser Welt das zu finden, was sie erahnte. Die Ursache, das einfache Problem, was hinter allem steckte. Denn auch wenn sie eine Ahnung hatte, es leicht erspüren konnte, so war das noch lange nicht genug, um es ganz in die Wirklichkeit dieser Welt zu tragen. Es musste etwas geben, warum das nicht schon längst von alleine geschehen war. Die Menschen dort unten in ihren Autos, an die Eile und Hetze gekettet, die sie in diese stotternde Schlange gezwängt hatte, sie waren Gefangene. Den Blick nach vorne gerichtet, aber die Sicht vom Nächsten nur versperrt. Zu den Seiten auch nur wieder Andere, die nach Vorne strebten, aber nicht konnten. Ein jeder Geist, ein jeder Verstand in seinem eigenen Blickwinkel, der Erinnerungen, der Gedanken, der Sorgen und Pflichten. Wie eingezwängt in die Maschen eines Zaunes, ging es nicht vor, weniger zurück. Ein Stillstand, der nicht die Bewegung wollte, aber ihr unterlag. Ebenso, wie sie der Trubel an Gedanken gefangen hielt, war es mit der Realität im Außen. Wohin Alvira auch sah, wohin sie blickte, überall zeichnete sich das gleiche Bild ab. In Facetten nur anders. Mal war es ein 30 Jähriger, der zu seinem Meeting zu spät kommen würde. Die Schelte und Abmahnung bereits bildlich im Kopf, die ihn von seinen Vorgesetzten erwartete. Ein anderes Mal eine nicht mehr junge Frau, die wild in das Telefon sprach. Sie diskutierte mit einer Lehrerin, weil sie es nicht schaffte, den Sohn rechtzeitig von der Schule abzuholen.
Alle waren sie dort unten. Kaufleute, Anwälte, Hausfrauen, Studenten, Models, Mütter, Väter und Kinder. Sie alle nur Gefangene, Alvira selber bekam Atemnot, als sie sich zu sehr darauf einließ. Eine erdrückende Last, von der es keine Befreiung gab. Sie schüttelte den Kopf. Ließ zu, dass es sich aus ihrem Innern verbreitete und ihren Körper veränderte. Sie spürte die Flügel am Rücken. Ließ sie flatternd die Winde der Freiheit einfangen und konzentrierte sich auf den Himmel. Es waren nur Sekunden, bis die Natur ihre Stimme auffing. Zu selten oder gar niemals, wurde ihr reiner Laut sonst in dieser Welt gesprochen. Von ihrem Elfenzauber angetrieben, lichtete sich der Himmel. Die Wolken stoben auseinander und gaben das klarste Blau eines tiefen Meeres wieder. Hinzu kam der Sonnenschein, der streifend zur Erde, die Seelen berührte. Aber das war noch lange nicht alles, was Alvira vermochte. Und so legte sie noch Einen drauf. Nur ein kleines bisschen mehr, dass es nicht zu sehr die natürliche Ordnung zerstörte. Eine jede Farbe im Wechsel übersprang nun die Straße an stehenden Autos. Glitzernd zeigte sich ein Bogen voll magischen Zaubers. Sofort verstummte ein Jedes Auto. Die Türen wurden geöffnet und die Menschen strömten auf die Straße. Ein erstes Kinderlachen erklang. Aufgeregte Stimmen, im Staunen geöffnete Münder. Und viel wichtiger für Alvira, spürte sie ab und an das Innere eines Menschen leuchten. Wie gesagt, sie hatte eine Ahnung. Und diese sah sie nur weiter bestätigt. Sie ließ die Menschen zurück und wandte sich einem anderen Stadtteil zu. Es gab viel zu tun, viel zu bewirken und vor allem das eine Problem zu finden. Und Alvira wusste, egal wie lange es dauern sollte, es würde nicht umsonst sein.

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