Man kann Erfahrungen nicht objektiv machen. Jede Deutung aus Umständen egal welcher Art ist immer subjektiv. Das heißt, dass egal, was auch immer uns passiert, wir erleben, nach dem gedeutet wird, was wir bereits erfahren und erlebt haben in unserem Leben. Sicher kann uns Manches zweifeln und überdenken lassen. Aber alles, was auch immer in unser Leben tritt, ist nur dafür da, das Weltbild zu unterstützen und weiter in unserem Innern zu formen, das wir bereits haben. Dazu kommt noch die Selektion der Wahrnehmung, die zum Teil von unserem Unterbewusstsein gesteuert wird und wir können einfach gar nicht eine neue Begebenheit in unserem Leben vollkommen erfassen und verinnerlichen. Das heißt, hat sich einmal ein Inneres und ein Gedankenkonstrukt in uns gebildet, wird alles was wir im Leben erfahren und erleben, dazu genutzt dieses auszubauen und weiter zu entwickeln. Selten an neuen Horizonten, immer an dem, was bereits in unserem Innern existiert. Neues werden wir unbewusst gar nicht wahrnehmen, aufnehmen können.
Eigentlich ist dies nicht fair und nicht mit dem Gedanken des freien Willen vereinbar. Denn der besagt, dass man zu jeder Zeit sich umentscheiden kann, neue Richtungen einschlagen kann, wenn man es will. In der Theorie kann man das auch. In jeder Sekunde ein neues Leben beginnen, mit vollkommen neuen Richtungen. Aber wie wir wählen, was wir uns als Möglichkeit und Potential anerkennen, das macht unser Inneres und Unterbewusstsein für uns. Es ist wie eine Brille, die nur eine Sehstärke hat. Manches kann man sehen und erkennt man sofort, Anderes was nicht mit der Stärke vereinbar ist, sehen wir als graue Schemen und werfen auch keinen Blick darauf. Das heißt die wahre Freiheit besteht immer als Möglichkeit. Aber wir können sie gar nicht nutzen durch unsere menschliche Beschaffenheit.
Selbst wenn ich diesen Umstand begriffen habe, ändert sich mein Weg nicht. Denn was ich nicht wahrnehmen kann, da mein Konstrukt aus Gedanken und Wissen, Erfahrungen es nicht zulässt, das kann mich auch nicht verändern. Alles in unserem Leben wird assimiliert, an das angepasst, was schon in uns bereits als richtungsweisende Größe besteht.
Wie die selbsterfüllende Prophezeiung sehen wir uns in unserem Weltbild ein ganzes Leben lang bestätigt, da wir unbewusst nur das nehmen, was es bestätigt und weiter untermauert. Natürlich können wir lernen und begreifen. Aber selten tun wir dies auf vollkommen neuen Wegen. Was wir kennen, da fühlen wir uns wohl. Und ein einmal erschaffenes Gedankengerüst gibt Sicherheit, wenn man dort verbleibt. Und im Grunde ist es das, was Menschen suchen. Die Sicherheit in einem sich immer wieder bestätigenden Gedankengerüst. Denn dann müssen sie sich nicht ins Vakuum der Freiheit begeben, wo sie zuerst nur in die unendliche Tiefe fallen, bis sie irgendwo landen, wo die Unsicherheit des Unbekannten vorherrscht.
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