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Intro

Posted on 3. April 2019 By Cassyhopya Keine Kommentare zu Intro

Diese
W
elt
hatte
ihren
Reiz.

Wie
Nebelschwaden hing es zwischen den hupenden Autos, wirbelte umher und
folgte den Spuren der
Eile. Dort ein aufgeregt gestikulierender Geschäftsmann, der wild in
das Headset schrie. Direkt
daneben, die verheulten Augen einer gerade betrogenen Ehefrau.
Auch sie sprach, wild, schreiend, doch nur im Innern.

Wie
eine Lawine an Seelen, an Technik, in Reihe gezwängt, so standen die
Autos in Reih und Glied.
Sobald ein Erster versuchte, den Stillstand nicht stillschweigend
hinzunehmen, erklang eine Hupe. Und sofort antwortete ein Echo
aus tausend weiteren blechernen
Tönen.

Eine Welt der Elektrik. Eine Welt der Mechanik. Der Hetze und Eile.
Aber hier gerade, hatte dies zu Stillstand geführt.

Diese
W
elt
hatte
ihren
Reiz.

Aber hier war er nicht zu finden. Hier sah man nur das Ergebnis des
Fortschritts. Das Gefängnis,
in dem jeder strampelnd sich als frei erachtete. Tausend Maschen,
aberzählige Blickwinkel
und Schicksale, aber nur ein Strom, in dem sie eingesperrt waren und
zum Stillstand verdammt
wurden. Schnurrend und pustend, ratternd und hustend, so
schickten sie ihre Abgase in die einst unberührte Natur. Am
Straßenrand zwängte sich
ab und an ein Halm hervor. In Mitleidenschaft gezogen, von
Unrat und Abgas gezeichnet,
war die Neugeburt dieser Pflanze, ihrem verfallendem Ende gleich.

Sie
wusste nicht, was sie erwartet hatte. Noch weniger, was sie überhaupt
erwarten
durfte. Diese Welt war gezeichnet, verbraucht und fast schon
versklavt durch Menschen Hand.
Aber es waren nicht die Menschen selber. Es war das, was sie
erschaffen hatten. Ihre
eigenen Dämonen, die die Kontrolle über ihre Herren übernommen
hatten. Sie versklavtem im
Grau, formten mechanisches Treiben und stahlen den Seelen die
Freiheit der Muße. Die
Muße, die alles bilden, alles erschaffen konnte, wen sie sich ihrer
nur bewusst wären.

Nun, sie war nicht umsonst hier. Sie hatte keinen Auftrag, kein
direktes Ziel, aber eine Ahnung
und eine Vision. Niemand aus ihrem Volk wusste, was sie versuchen
wollte. Es hätte ihr auch
keiner erlaubt. Es gab strikte Gesetze, Regeln, an die sie sich
halten musste.

Sie tat es nicht. Sicher, aus gutem Grund. Aber sollte sie scheitern,
wäre sie eine Gefangene
in dieser Welt. So, wie sie sich selber zu Grunde richtete, so würde
auch sie vergehen. Den
Versuch, das Risiko war es wert. Denn wie gesagt, hatte sie eine
Vision, der sie folgen
musste.

Es war nichts Gravierendes. Im Grunde nur ein Gedanke. Aber es hatte
gereicht, um sie diesen
Weg einschlagen zu lassen. Wie es ausgehen würde, das konnte sie
nicht einmal erahnen. Es
war eine Reise ohne Wiederkehr. Ein bisschen mulmig war ihr bei dem

Gedanken schon. Doch sie hatte so entschieden.

Diese
Menschen waren bei ihrem Volk verschrien. Sie wurden mit Missachtung
und Ignoranz beachtet. Sie
hatten aufgegeben, was sie auszeichnete. Den Funken verloren,
der sie mit der Natur verband. So lernte Alvira es von
Kindesbeinen an. Eine ganze Welt,
Millionen an Seelen, die verloren waren. Nicht mehr zu retten, zu
bekehren, auf den rechten
Pfad zu bringen. Deswegen war es keiner Elfe gestattet, sich den
Menschen zu zeigen. Noch
weniger war es ihr erlaubt, in ihre Welt zu reisen. Sie würden es
nicht verstehen und am
Ende noch die Dimension der Elfen mit in den Abgrund der
Verdammung reißen.

Alvira
konnte nicht sagen, ob das wahr oder falsch war. Ob es nicht nur dem
grauen Glauben dieser Welt
gerecht wurde. Ein vorschnelles Urteil vielleicht?

Seit
Jahrtausenden war keiner mehr ihres Volkes hier gewesen. Sie
beobachteten nur von Zeit
zu Zeit. Mehr nicht.

Sie
war eine Derer, dessen Aufgabe es war, Buch über die großen
Geschehnisse dieser Welt
zu führen. Sie war ihnen näher gekommen als jeder sonst. Und öfter
als es ihre Aufgabe
gewesen war, öfter als sie es überhaupt gedurft hätte, hatte sie
zugeschaut.

Und sie hatte etwas
entdeckt.

Sie
war zu Burah, dem Oberhaupt des Volkes, gegangen und hatte es ihm
erzählt. Aber er hatte
sie nicht einmal ausreden lassen, wiegelte ab, bevor sie ihm alles
schildern konnte.

Und so war sie nun auf eigene Faust unterwegs. Nur auf Grund einer
Beobachtung, einer Ahnung.
Aber sie wusste, dass sie sich nicht getäuscht hatte.

Sie wollte sich abwenden, auf den Weg machen, um in dieser Welt das
zu finden, was sie erahnte.
Die Ursache, das einfache Problem, was hinter allem steckte. Denn
auch wenn sie eine Ahnung
hatte, es leicht erspüren konnte, so war das noch lange nicht genug,
um es ganz in die
Wirklichkeit dieser Welt zu tragen. Es musste etwas geben, warum das
nicht schon längst von alleine geschehen war.

Die
Menschen dort unten in ihren Autos, an die Eile und Hetze gekettet,
die sie in diese stotternde
Schlange gezwängt hatte, sie waren Gefangene. Den Blick nach vorne
gerichtet, aber die Sicht vom Nächsten nur versperrt. Zu den
Seiten auch nur wieder Andere,
die nach Vorne strebten, aber nicht konnten. Ein jeder Geist, ein
jeder Verstand in seinem
eigenen Blickwinkel, der Erinnerungen, der Gedanken, der Sorgen und
Pflichten. Wie eingezwängt in die Maschen eines Zaunes, ging
es nicht vor, weniger zurück.
Ein Stillstand, der nicht die Bewegung wollte, aber ihr unterlag.
Ebenso, wie sie der Trubel
an Gedanken gefangen hielt, war es mit der Realität im Außen. Wohin
Alvira auch sah, wohin sie
blickte, überall zeichnete sich das gleiche Bild ab. In Facetten nur
anders. Mal war es ein 30 Jähriger, der zu seinem Meeting zu
spät kommen würde. Die Schelte
und Abmahnung bereits bildlich im Kopf, die ihn von seinen
Vorgesetzten erwartete.
Ein anderes Mal eine nicht mehr junge Frau, die wild in das Telefon
sprach.

Sie diskutierte mit einer Lehrerin, weil sie es nicht schaffte, den
Sohn rechtzeitig von der Schule
abzuholen.

Alle waren sie dort unten. Kaufleute, Anwälte, Hausfrauen,
Studenten, Models, Mütter, Väter
und Kinder. Sie alle nur Gefangene,

Alvira selber bekam Atemnot, als sie sich zu sehr darauf einließ.
Eine erdrückende Last, von
der es keine Befreiung gab.

Sie schüttelte den Kopf. Ließ zu, dass es sich aus ihrem Innern
verbreitete und ihren Körper
veränderte. Sie spürte die Flügel am Rücken. Ließ sie flatternd
die Winde der Freiheit
einfangen und konzentrierte sich auf den Himmel. Es waren nur
Sekunden, bis die Natur
ihre Stimme auffing. Zu selten oder gar niemals, wurde ihr reiner
Laut sonst in dieser Welt
gesprochen. Von ihrem Elfenzauber angetrieben, lichtete sich der
Himmel.

Die Wolken stoben auseinander und gaben das klarste Blau eines tiefen
Meeres wieder. Hinzu kam
der Sonnenschein, der streifend zur Erde, die Seelen berührte. Aber
das war noch lange nicht
alles, was Alvira vermochte. Und so legte sie noch Einen drauf. Nur
ein kleines bisschen mehr,
dass es nicht zu sehr die natürliche Ordnung zerstörte. Eine jede
Farbe im Wechsel übersprang nun die Straße an stehenden
Autos. Glitzernd zeigte sich ein
Bogen voll magischen Zaubers. Sofort verstummte ein Jedes Auto. Die
Türen
wurden geöffnet und die Menschen strömten auf die Straße.

Ein erstes Kinderlachen erklang. Aufgeregte Stimmen, im Staunen
geöffnete Münder. Und
viel wichtiger für Alvira, spürte sie ab und an das Innere eines
Menschen leuchten. Wie
gesagt, sie hatte eine Ahnung. Und diese sah sie nur weiter
bestätigt.

Sie ließ die Menschen zurück und wandte sich einem anderen
Stadtteil zu. Es gab viel zu tun,
viel zu bewirken und vor allem das eine Problem zu finden.

Und Alvira wusste, egal wie lange es dauern
sollte, es würde nicht umsonst sein.

– (Natur aller Dinge)

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Allgemein Tags:elfe, märchen, modernes märchen, natur aller dinge, Welt

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