Diese Stille, diese Nacht, ist ein Ort, ein Hort, der stummen Gedanken. Was sich flüsternd in meinen Verstand ergießt ist manchmal Vergangenheit, ein anderes Mal eine mögliche Zukunft. Immer aber ist es eine Variable, eine Möglichkeit dessen, was sein kann, irgendwann. Ich träume nicht, ich stelle mir vor, ich besuche Möglichkeiten, potentielle Variablen einer Wirklichkeit. Das heißt nicht immer, dass sie Realitäten gebären, aber eines um das andere Mal beherbergen sie eine Lehre am Schluss, die niemals sein muss. Aber dieses Recht nehmen sich Gedanken auch nicht heraus. Sie wollen nicht eine Wirklichkeit zeigen, die man sehen kann, denn dafür muss man nur die Augen öffnen. Eines um das andere Mal verbiegen sie ein Selbst in die unbekanntesten Richtungen und eröffnen Horizonte der Allmöglichkeit.
Ein Gedanke alleine kann eine Welt bedeuten, Reiche stürzen, Mächte in den Abgrund schicken. Der Gedanke ist wie ein Tropfen in einen See, der die simpelsten Wellen schlägt. Niemand kann voraussehen, was er bewirken wird. Vielleicht deswegen nur, verschweigen wir unsere Gedanken? Schließen sie im Innersten ein und werfen den Schlüssel weg? Ist es Angst vor der Macht, die wir besitzen und unwissentlich benutzen könnten? Der erste Stein einer Lawine würde sich verkriechen, wenn er wüsste, was er auslösen würde. Ist es so mit unseren Gedanken? Leichtfertig benutzt können sie Welten zerstören und Selbste in Höllen verdammen. Aber sie können auch beflügeln und erheben in des Himmels Wolken. Wie aber können wir bestimmen, was ein Gedanke gebären wird? Gar nicht. Denn so unendlich wie die Sandkörner am Meer sind auch die Gedanken. Wir können alleine entscheiden, welchen Gedanken wir nähren wollen und so Macht über die Erschaffung unseres Selbstes einräumen.
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