Den Mund aufzumachen bedeutet nicht immer, dass man etwas weltenumwälzendes zu sagen hat. Vielleicht hört man sich auch nur gerne reden, mag den Klang der eigenen Stimme, will Raum schaffen in der Leere des Schweigens, die jeden Ton verdrängt und die Unbequemlichkeit in die Weite hinaus schickt. Anders als beim simplen Sprechen, belästigt man mit Schreiben nicht eine einzige Seele da draußen. Niemandes Ruhe wird gestört durch Klang und Ton. Und niemand, der es nicht wirklich will, wird sich den Worten eines Textes ergeben. Ist das die Reinheit des bloßen geschriebenen Wortes? Kein Ton dringt in die Welt hinaus, es existiert ruhig und gelassen auf dem Medium seiner Wahl und erst wenn es Aufmerksamkeit bekommt, kann es Welten erschaffen aus Gedanken, Geschichten, auch bloßen Reimen. Das geschriebene Wort ist eine bloße Einladung, die ein Jeder ignorieren oder wahrnehmen kann, wie es ihm eben beliebt. Genau deswegen ist vom Grundgedanken her das Wort als Geschriebenes eben ein Reines. Es wird zweckentfremdet nach Intention, Moral und auch Beweggründen. Wie bei allem besteht die Wahl dessen, wozu wir Potential nutzen mögen.
Jede Essenz einer bekannten oder auch unbekannten Sache ist von Natur aus Rein. Erst wenn ein Menschlein, eingetrübt von seinem Bewusstsein hereintrampelt und die Kontrolle über die Erschaffung Des Selben übernimmt, muss es sich einer Intention, einem Weltbild anpassen. Aber außer der Natur, dem Wetter, gibt es auf unseren Welt nichts, das nicht von Menschen Hand berührt wurde. Vernichten wir Menschen also die Reinheit in ihrer pursten Form? Obwohl wir von Geburt an selber etwas Reines, Unbeflecktes im Innern tragen? Durch unser Leben nun und die Erfahrungen, die wir machen nimmt es eine Form, eine Präsenz und Ausstrahlung an, die unser ganzes Sein erfüllt. Widerfährt uns Schlechtes, so haben wir immer zwei Wahlen. Werden wir zum Täter und tragen es weiter in die Welt hinaus? Oder widerstehen wir dem einfachsten Gefühl und gehen mit Vernunft und Verstand an die Sache ran? Was können wir lernen, verinnerlichen uns über das aufgezwungene Schicksal erheben? Zu etwas Größerem werden als bloße Aktion und die notwendige Reaktion?
Aber das ist eine verstandgesteuerte Entscheidung. Und so was wird nicht gerne gesehen. Denn nur die Wahrheit des einfachen Gefühles ist rein. So sagt man es. Es ist ein Mix aus Beidem. Niemand kann ohne Gefühle leben. Aber sich nicht ihnen zu unterwerfen und zum Spielball des Innern zu werden zeugt von wahrer Reife. Freiheit bedeutet bewusste Kontrolle, das Erkennen von Möglichkeiten und die bewusste Wahl aus Variablen, die dann den eigenen Weg weiter schreiben. Und um so reifer man wird, um so mehr erkennt man vorher schon bereits Weggabelungen, die einen in eine oder andere Richtung, mit wieder anderem Ziel bringen. Sicher, die Zukunft können wir nicht voraussehen. Aber durch unsere Entscheidungen formen wir das Umfeld und die Variablen, die uns eines Tages zur Auswahl stehen.
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