Unser Gott sitzt da oben auf dem hohen Thron. Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass er existiert. Aber wir hoffen es insgeheim. Denn sonst wäre aller Glaube, alles Beten auch in stiller Verzweiflung umsonst. Wir wünschten uns, dass da oben etwas mit Allmacht existiert. Etwas, das die Ungerechtigkeit hier unten ausgleicht mit seiner Macht. Etwas, das alles am Ende zum Guten wendet. Vielleicht glauben wir auch nicht an ein Wesen mit Allmacht. Vielleicht glauben wir an Karma oder auch Schicksal. Auf jeden Fall muss es da etwas geben, das unserem kleinlichen Sein eine Bedeutung verleiht. Etwas Großes, das hinter unserem Pfad steht und uns nicht nur wuseln ohne größere Bestimmung lässt. Wir wollen nicht akzeptieren, dass wir einfach alleine da stehen und alles selber ermöglichen, erreichen, verwirklichen müssen. Denn das wäre einfach zu viel für uns. Die vollkommene Freiheit ohne Macht, die da eingreift, alles am Ende ausgleicht, der Grund, die Bestimmung, den Zweck uns irgendwann offenbart. Wir wollen irgendwann eine Belohnung für unsere Mühen. Und das geht einfacher, wenn sie uns jemand zu schiebt, als wenn wir selber alleine alles erreichen müssen. Glaube ermöglicht innerlichen Frieden. Auch schon zu Lebzeiten. Nichtglaube lässt uns in der Leere spazieren ohne Rückhalt oder Sicherheit in einer Reißleine, die uns auffängt. Wir spazieren ohne doppelten Boden durch die Höhe der eigenen Verwirklichung. Und wenn wir fallen, dann tun wir uns auch weh. Niemand da, der uns auffängt oder unseren Sturz abmildert.
Wenn wir aber vollkommen frei in der Verwirklichung unseres Selbst sind. Erschaffen wir uns dann nicht auch unseren eigenen Gott, unsere Allmacht, die über uns wacht? Erschaffen wir dann unbewusst auch unser Schicksal, das wir erfüllen auf unserem ureigenen Weg? Ist das die Freiheit, die wir ertragen können? Unbewusst Macht ergreifen? Solange wir es bewusst müssen, können, schaffen wir es nicht unsere vollkommene Freiheit zu leben. Überlassen wir es aber dem Unbewussten und der Macht in unserem Innern, dann sind wir fähig so etwas wie Schicksal für uns selber zu schreiben. Das ist die Freiheit, die wir leben können. Unsere eigene Tiefe schreibt unseren Schicksalsfaden. Denn wer weiß denn schon, was da in unserer Tiefe schlummert? Der göttliche Funke, den wir bei der Geburt mit bekamen. Die Seele, das innerliche Leuchten.
Jeder Mensch hat die Macht über die Wirklichkeit, die er sich selber erschafft. Seine Dämonen werden für ihn selber real. Genauso, wie seine eigenen Engel. Er sucht sich seine Verdammung und seine Errettung nur selber aus. Sicher, haben wir manchmal nicht die Macht über Umstände, in die wir gezwungen werden. Aber in wie weit, wir sie in uns einsickern lassen und uns von ihnen fremdbestimmt einfärben lassen, das bestimmen wir immer noch selber.
Freiheit ist keine Konstante. Es ist nur eine Möglichkeit. Ein unendliches Meer, aus dem wir schöpfen können. Und nur weil wir die Augen verschließen und die unendlichen Tropfen nicht sehen wollen oder gänzlich begreifen können, heißt das nicht, dass es nicht da ist. Und wenn wir eine Allmacht als Mittel zum Zweck brauchen um unser Schicksal selber schreiben zu können, nun, dann ist da nichts Falsches daran. Es ist immer die Intention einer Sache, die über ihre Moral entscheidet. Teufel oder Gott, Dämon oder Engel, Verdammung oder Erlösung, alles ist bereits im eigenen Innern und kann nur unbewusst zu unserer Erlösung dienen.
Entdecke mehr von Wissens Weben
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.