Wie weit reicht eine Entscheidung in einem Leben? Über welchen Zeitraum kann man sie auf Recht erhalten, sie lebendig halten in Gedanken, selber an sie glauben, selbst wenn es sonst keiner tut? Wie groß muss die eigene Motivation sein, dass man den Glauben an etwas über Jahrzehnte halten kann, selbst wenn alles einen davon abbringen will? Wir entscheiden uns einmal in unserem Leben für eine Sache, für einen Weg, eher noch für ein Ideal, an das wir glauben, das wir in diese die unsere Welt hinaus tragen wollen. Und durch die Entscheidung und die Suche, Wissenssuche, wird es präsent in unseren Gedanken alleine. Es färbt von nun an alles ein, was wir tun, was wir erschaffen, welche Pfade wir einschlagen. Ich habe einmal geglaubt, dass die Unschuld im Wald, fernab von der so ausbeuterischen Welt, in ihrem eigenen Vakuum verbleiben kann. Sie alleine wäre Garant und auch Beweis für eine Reinheit, zu der unsere Welt niemals fähig sei. Die Wahrheit ist aber, dass Menschen von ihrer Natur aus, nicht nur die Unschuld im Wald verbleiben lassen würden, sie würden sie aufsuchen und so lange bearbeiten, bis sie ihre Unschuld verliert und jede Spur ihrer Existenz ausgelöscht werden würde. Denn die Menschen könnten nicht ertragen, dass da etwas existiert, was wie ein Mahnmal an das Richtige erinnert.
Sie müssen zerstören, bearbeiten, vernichten, was nicht ihrer Norm entspricht. Und nur die Wenigsten können wenigsten jeden leben lassen, wie er es will. Und diese Wenigen haben keine Macht, sind also gleich Null, also nichtig wichtig.
Die Wahrheit ist, dass um so länger man lebt, um so länger man Menschen beobachten und erleben kann, man an vielleicht einer Intention zweifelt, die man einmal hatte. Vielleicht entscheidet man sich in jungen Jahren für ein Ideal. Vielleicht will man dies in die Welt hinaus tragen. Über egal welches Medium man sich entscheidet in die Welt hinaus tragen. Und vielleicht ist dieses Ideal zu Anfang noch rein und es fällt einem leicht, dies zu formen und zu materialisieren. Und vielleicht lebt man in einer Blase der eigenen Wirklichkeit, des Blickes auf die Welt, und tut nach eigener Motivation was eben man für richtig und von Nutzen hält. Aber um so heller ein Licht leuchtet, um so mehr fühlen sich die Dämonen und die Schlechtheit der Welt von ihr angezogen. Und wie die Motte zum Licht gezogen wird, so wird auch diese Facette einer Menschheit ihren Pfad finden. Nun, das ist eine Sache und auf irgendeine Weise auch verständlich.
Aber was ich mich ehrlich frage, ist wieso haben es viele Menschen, die auch auf schnelle Weise Erfolg erreichen, so einfach und müssen nie etwas Schlechtes oder Schwieriges in ihrem Leben erfahren. Während andere, eine Schwierigkeit nach der Anderen, einen Widerstand nach dem Nächsten, einen Dämon nach dem Weiteren, besiegen müssen. Und am Ende, das es eigentlich nie gibt, sich nicht so etwas wie Sieg einstellt, sondern nur Überleben und durchkämpfen, sich nicht selber verlieren. Es ist leicht Licht zu predigen, die Unschuld, wenn man sich nie gegen Dämonen behaupten musste. Wenn man nie eine eigene Art der Folter durchgemacht hat, an deren Ende sich kein Sieg, sondern nur der Zweifel und die Leere breit macht. Vielleicht gibt man dann einfach auf?
Ist es die eigene Entscheidung für einen Weg, die man nicht brechen kann, selbst wenn man an allem zweifeln sollte? Aber kann wirklich eine einzelne Entscheidung so eine Macht über unser Leben haben? Liegt es nicht vielleicht an einem Weg, den wir eingeschlagen haben, ein Ideal, an das wir glauben, das uns auch kein Widerstand in diesem Leben nehmen kann? Berühren wir dann nicht doch die Kraft der Seele und des Innern? Die Entscheidung, die wir trafen, den Weg, den wir wählten, all das entsprang der Essenz unseres Innern. Und dieses Innere kann auch nicht zerstört werden durch ein vielleicht hartes Leben. Es wird uns immer wieder auf den rechten Pfad führen. Nicht weil es Likes oder Follower einbringt, nicht weil es gut aussieht, nicht weil es Zuneigung verspricht. Denn es braucht keine laute Stimme, es wirkt im Verborgenen. Leise flüsternd in unserem Innern, wenn Dämonen sich unserer Welt bemächtigen wollen. Erinnert uns daran, nicht aufzugeben, weiter zu machen und einem Pfad zu folgen, der absolut keine Belohnung einbringt oder verspricht. Das ist die Wahrheit der Reinheit. Ein Inneres ist zu ihr fähig. Und selbst wenn ein Menschlein seiner Unschuld beraubt wird, wird das Innere rein verbleiben.
Das hört sich schön an. Und vielleicht glaubt eine der weniges Seelen da draußen, die diesen Text irgendwann lesen auch daran. Die Wahrheit ist, dass man es niemals erfahren wird, außer man erlebt es selber. Denn das ist keine Erfahrung, die man heraus posaunt. Das ist kein Ideal, was man in den schnellen Medien propagiert. Wieso auch? Schnellen Ruhm, Viel Geld, Berühmtheit, das darf man hier aus dieser Lehre nicht erwarten. Es war schon immer so, dass über die wahren Werte ein Jeder schweigt. Aber Käufliches, was an Aufmerksamkeit und Reichweite gebunden wird, das wird verbreitet, denn nur das hält die Generation des schnellen Lebens aus sozialen Medien und Scrolls am Laufen.
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