Unsere Gesellschaft hat uns anerzogen eine Maske zu tragen, zu verstecken wie es uns innerlich geht. Das ist mitunter sehr leicht. Mal Ärger runterzuschlucken oder schlechte Laune, etwas Traurigkeit, das ist vielleicht auch gar nicht so schwer. Aber Menschen, denen es wahrhaft nicht gut geht, die vielleicht sogar massive Probleme zu verarbeiten habe, mitunter sogar psychisch krank sind, die müssen funktionieren wie der normale Durchschnitt. Das heißt sie sind doppelt bestraft, denn erstens haben sie den Umstand, dass es ihnen schlecht geht, zweitens müssen sie auch noch funktionieren wie ein Jeder Mann. Aber wieso ist das so? Man sagt immer, dass man durch Kommunikation die Umstände schafft, in denen man leben darf. Es geht einem nicht gut, man kommuniziert das aus und die Umstände der Gemeinschaft werden in so weit angepasst, dass man es leichter hat. So könnte, vielleicht sollte es so sein. Aber wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Es wird immer mehr von Einem gefordert, man muss immer mehr erreichen, leisten, um so höher die Position, um so mehr Druck von den oberen Stellen bekommt man auch mit. Und immer mehr wird übersehen, dass wir keine Roboter sind. Es wird nur bewertet, was wir erreicht haben und nie, wie wir das trotz irgendwelcher Umstände erreicht haben. Wir umschiffen Schwierigkeiten, Probleme, ob innerliche, äußere und machen unser Möglichstes aus diesen Begebenheiten. Und vielleicht einen Tag später wird dann bewertet was wir geschaffen haben. Und man sieht nur das klare Ergebnis, nicht die Umstände. Und dann heißt es, warum haben wir nicht mehr geschafft? Man kann jetzt auskommunizieren,was an Schwierigkeiten entstanden ist, wird dies aber erstens gar nicht ganz schaffen oder es interessiert einfach nicht.
Ich selber erlebe das jeden Tag. Schaffe ich viel, sogar mehr als gefordert wird das zufrieden hingenommen. Schaffe ich weniger, wird kritisiert. Man ist so weit gekommen, dass kein Lob ausgesprochen wird, sondern alleine das Fehlen von Kritik als Zufriedenheit angenommen wird. Sind wir soweit gekommen?
Und ich glaube, ich bin da kein Einzelfall. Das ist ein Bild, was sich durch alle Bereiche des Lebens zieht. Andere erzählen von ihren Problemen und erwarten, dass man zuhört, darauf agiert. Erzählt man selber etwas, wenn man denn mal eine Pause erwischt, wird genickt, man wird auch ausgesprochen gelassen, aber mehr als einen Beisatz bekommt man nicht, keine richtige Empathie, wie man sie sich wünschen würde. Das führt doch dazu, dass man im Grunde nicht selber mehr redet oder erzählt, denn wenn es nicht ernst genommen wird, wozu dann? Das heißt auch hier, die Leute mit dem größeren Ego leben dies aus und nehmen gar nicht wahr, dass da noch ein Gegenüber ist, dass vielleicht auch was zu erzählen hat? Vielleicht Narzissmus, vielleicht auch nur die Präsenz der Persönlichkeit unserer neuen Zeit. Denn ich erlebe dies nicht nur im Einzelfall. Es begegnet mir bei sehr vielen Personen aus egal welchen Bereichen. Es wird kommuniziert, aber eben nicht mit Tiefe. Man will Small Talk aber nicht sich wirklich Gedanken machen, Empathie ausüben. Nur einfach alles rauslassen, was in den Gedanken sich rumtreibt und dann weitergehen zum nächsten Aspekt des Lebens. Es ist, als hätten die Menschen das Bild, das sich in den sozialen Netzwerken abspielt verinnerlicht. Gedanken rauslassen und weiterwischen zum nächsten Schicksal. Ohne jemals wirklich Pause zu machen und zu verweilen.
Wahre Tiefe, zu der ist man nur fähig, wenn man alleine Zu Hause sitzt. Außer man umspült auch da die Wahrnehmung durch die schnellen Bilder und Inputs aus Schicksalen und Geschichten. Dann muss man sich nie Gedanken machen oder echt mit etwas beschäftigen. Die Menschen haben schon immer konsumiert. Sich durch den Fernsehbildschirm berieseln lassen. Jetzt kann das ein Jeder Mann zu jeder Zeit und überall. Und die neue Generation lebt mit diesem Ideal der neuen Gesellschaft, bekommt es vorgemacht und wird nie erleben, dass es auch anders geht.
Man kann absolut nichts dagegen machen. Es ist wie es ist. Man kann nur versuchen, einen Weckruf in die Welt hinaus zu schicken, auf dass Andere ihn auch wahrnehmen. Ich bin noch alte Schule. Aufgewachsen mit Idealen, denen man sich verschreibt, für die man auch bereit ist ein Selbst zu opfern. Ich bin mit Philosophie schon als Kind aufgezogen worden. Nun, ich hatte keine schöne Kindheit, aber dieser Aspekt hat mich maßgeblich mitgebildet. Und ich habe mich noch nie fehlerhafter am Platz gewirkt, als zu dieser Zeit. Natürlich widme ich mich auch der leichten Unterhaltung, konsumiere auch. Aber ich setzte mir bewusst Grenzen. Als ich 2012 mein erstes Buch geschrieben habe, habe ich jedweden Film oder Fernsehen ausgegrenzt, da ich bemerkt hatte, dass es meine Kreativität behindert. Und in 3 Monaten habe ich ein Buch mit 460 Seiten geschrieben und noch weitere 3 Monate für die Nachbearbeitung neben der normalen Arbeit des Nachts. Das ist ein Erfolg, mein Erfolg, nur für mich alleine. Keiner kann nachvollziehen was ich dort trotz der Umstände geschaffen, erschaffen habe. Und da sind wir wieder am Anfang des Artikels. Denn wenn wirklich eine einzelne Seele jetzt mein Buch lesen würde, würde sie nie die Umstände kennen lernen sondern nur das Endergebnis. Ist es also vielleicht nicht von Belang, wie die Umstände sind? Nur wir uns selber beweisen uns wie wir sind und was wir schaffen trotz irgendwelcher Umstände, Begebenheiten und Schwierigkeiten? Zeichnet das nicht unser Selbst aus, formt uns immer weiter. Und das fehlende auskommunizieren von den Umständen zeichnet die Stärke und Größe einer gewachsenen Persönlichkeit aus? Man erträgt, meistert und beschwert sich nicht, sondern versucht trotzdem das möglichst Größte zu erschaffen?
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