Wir haben ein Recht auf die Dunkelheit, die in unserem Innern wohnt. Das hört sich auf den schnellen Blick jetzt sehr provokant an. Aber wie wir bereits wissen, ist nur das vorschnelle Urteil eben jener Blickwinkel der alleine verdammt und nichts die Möglichkeit der Entwicklung oder Definition einräumt. Die Dunkelheit, die in unserem Innern wohnt, ist kein Zufall. Sie hat sich entwickelt im Laufe eines Lebens, ist genährt worden und vielleicht auch stärker und größer geworden. Jedes Mal, wenn wir übergangen, ausgenutzt oder auch extra schlecht behandelt worden, ist sie etwas gewachsen. Man mag es sich vorstellen wie ein Glas in unserem Innern, das bei unserer Geburt noch leer ist. Aber im Laufe eines Lebens wird es immer voller, bis es überläuft und auch die innere Umgebung vollkommen mit einfärbt. Den Menschen, die uns schlecht behandeln, denen ist es egal im schönsten Fall, vielleicht machen sie es sogar extra, um sich Amüsement aus unserer Schwäche heraus zu ziehen. Aber unser Selbst lernt nie aus. Es lernt sogar von denen, die uns schlecht behandeln. Und wenn man nicht aufpasst, dann wird man selber zu denen, die einen schlecht behandelt haben und tut dies Anderen an. So trägt sich eine schlechte Tat über die ganze Welt, von Mensch zu Mensch. Natürlich hört man dies oft von guten Taten und heldenhafter Vorbildfunktion. Aber von der anderen Seite betrachtet aus, funktioniert es genauso.
Man wird in seinem Leben nur so lange schlecht behandelt, bis man genug gelernt hat, genug ertragen hat, dass es einem Selbst und Innern reicht und nicht mehr verschmerzbar ist einfach nur noch zu ertragen. Irgendwann plötzlich wehrt man sich und wird so einen „Abuser“ in seine Schranken verweisen. Dieser merkt, dass er es nicht mit uns machen kann und sucht sich das nächste Opfer. Denn sie wollen nur Opfer, die sich nicht wehren, von denen nichts zurückkommt. Die Frage ist jetzt, warum sie es überhaupt machen? Vielleicht liegt das daran, dass sie sich im Innern unbewusst als nichtig empfinden und sich besser fühlen müssen in dem sie Andere runter machen. Sie stellen sich selbst über andere und fühlen sich hoch, wenn ein Anderer am Boden liegt. Und dann treten sie noch nach.
Wir Menschen spiegeln unser Umfeld. Erstens in dem wir uns selbst in den Augen von Anderen betrachten und so Rückschlüsse auf unser Selbst schließen können. Das ist soziales Leben. Aber auch in dem wir unser Umfeld spiegeln und zu dem uns einfärben, was uns vorgelebt wird. Nicht nur im Kindesalter, sondern auch wenn wir älter werden. Wir lernen durch Andere. Wenn es bei denen funktioniert und sie dies und das erreichen, dann machen wir es unbewusst nach und werden zu einem Spiegelbild dessen, was wir sehen, erfahren und erleben. Genau deswegen haben wir Macht über diese, unsere Welt. Wie wir uns verhalten, was wir in die Welt hinaustragen aber auch gerade, wie wir andere Menschen behandeln, das sagt nicht nur etwas über uns selbst aus, sondern formt auch die Menschen, die wir eben so oder so behandeln. Diese Menschen, die wir vielleicht nur streifen, werden von uns mitgebildet. Und so mag eine zufällige Begegnung vielleicht der Tropfen sein, der ein Glas zum Überlaufen bringen kann. Wir selber sind uns unserer Macht nicht bewusst, gehen naiv durchs Leben und behandeln die Menschen nach Lust und Laune, ohne zu überdenken, was wir für einen Einfluss auf die Welt und ihre Menschen nehmen.
Das ist die Verantwortung des freien, erwachsenen Lebens, die uns aber so keiner beibringt, außer wir haben eine gute Schule in der Kindheit von unseren Eltern, die uns auch auf philosophischem Weg vielleicht aufklären. Wenn diese sich aber über solche Dinge keine Gedanken machen, werden wir es im Leben nie lernen, außer wir denken mal selber nach und beschäftigen uns auch mit nicht so Mainstream Themen, wie sie überall verbreitet werden. Dann noch KI hinzu und wir kriegen alles vorgekaut und müssen in einem Menschenleben nie wirklich selber nachdenken.
Wahre Freiheit bedeutet Macht anzuerkennen, ihren Einfluss zu begreifen und willentlich das Steuer zu übernehmen und sich nicht nur treiben zu lassen. Macht ergreifen. Genau deswegen haben wir auch ein Recht auf unsere dunkle Seite. Denn das Leben, unser Umfeld hat sie mit uns gebildet, vielleicht sogar gefördert und stärker gemacht, je nachdem wie es uns behandelt hat. Verantwortung bedeutet es jetzt, zu entscheiden, wofür man sie benutzt und in wie weit man sich von ihr antreiben lässt zu richtigen oder falschen Dingen. Was auch wieder fadenscheinige Denkweise an den Tag legt. Denn richtig und falsch unterliegt nur den Denkmustern eines Lebens, die für einen anderen Menschen nicht gelten mögen, da er eine andere Wirklichkeit und Erfahrungen hat, die wir im naiven Blick niemals überblicken oder begreifen können.
Dieser Text ist von Theorie getränkt als auch von Praxis. Etwas Philosophie mit Psychologie an der Oberfläche nur angekratzt. Vielleicht kann man verstehen, worum es ging, was mein Anliegen war, dem Leser, Dir, näher zu bringen und auch etwas Denken anzuregen. Bis zum nächsten Artikel.
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