vivid batman cosplay portrait with red accents
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Schwarz wie der Tod selbst ist die Nacht, die über Gotham liegt. Nicht einfach dunkel – nein – verzehrt von einer Finsternis, die alles Licht schluckt wie das Maul eines uralten Monsters. In dieser Stadt gedeiht die Angst, wächst das Verbrechen. Und hier, im Herzen dieses Molochs aus Beton und verdorbenen Seelen, wache ich. Batman. Nicht der Held, den diese Stadt verdient, sondern der, den sie braucht.

Meine Geschichte ist keine von Göttern Gesegnete. Keine Erzählung von Ruhm und Ehre auf sonnendurchfluteten Schlachtfeldern. Sparta hatte seine dreihundert Krieger – Gotham hat nur mich. Einen Mann, gebrochen und wieder zusammengesetzt. Ein Schatten unter Schatten.

Die Tropfen des Regens sind wie Speerspitzen aus Silber, die auf die gepanzerten Schultern meines Umhangs niedergehen. Ich stehe über den Dächern, beobachte die Stadt, die mich gebar, die mich tötete und mich wiederauferstehen ließ. Nicht als Mensch. Als Idee. Als Furcht.

Dreißig Jahre hat es gedauert, bis Bruce Wayne starb und Batman geboren wurde. Dreißig Jahre der Qual, des Schmerzes, des zerreißenden Verlusts, der in meinen Eingeweiden wütet wie ein wildes Tier, gefangen in einem zu kleinen Käfig. Die Perlen meiner Mutter, verstreut auf dem Asphalt wie Tränen eines Gottes. Das Blut meines Vaters, eine Lache, die sich mit dem Dreck der Gasse vermischte. Ihre Körper, warm noch vom Leben, das aus ihnen wich. DIES ist der Anfang meiner Legende.

Nicht der reiche Erbe, nicht das gelangweilte Partyleben. Die Dunkelheit ist mein wahrer Anfang. Sie hat mich verschluckt, und ich habe sie in mich aufgenommen, bis wir eins wurden. Bis ich lernte, dass man manchmal ein Monster werden muss, um Monster zu jagen.


Der Joker lacht. Ein Lachen, das durch Mark und Bein fährt, das die Luft selbst zum Zittern bringt. Ein Lachen, das mehr vom Wahnsinn erzählt als tausend Geschichten aus Arkham. Seine Augen – grün wie giftiges Wasser – fixieren mich, während sein groteskes Lächeln sich weiter verzerrt.

„Batman!“ Seine Stimme ist eine Klinge, die durch die Stille schneidet. „Immer so ernst! Immer so… FINSTER!“

Um uns herum brennt das Lagerhaus. Flammen lecken an den Wänden hoch wie hungrige Zungen eines Drachen. Der Rauch verdunkelt selbst die Nacht noch mehr. Zwischen uns: Fünf Geiseln, gefesselt, mit Sprengstoff verkabelt.

„Eine Stadt voller Feiglinge und Verräter!“ Der Joker wirbelt umher, die Arme ausgebreitet wie ein wahnsinniger Prediger. „Sie verdienen nichts Besseres als den Tod! Schnell, schmutzig, unbedeutend!“

„Du irrst dich.“ Meine Stimme ist nicht die von Bruce Wayne. Sie ist tiefer, härter. Die Stimme eines Kriegers, der weiß, dass er im Recht ist. „Gotham hat mehr Helden, als du jemals wissen wirst.“

Der Joker wirft seinen Kopf zurück, lacht noch lauter. „HELDEN? In GOTHAM?“ Sein Körper zuckt, als würde jedes Wort ihn in Ekstase versetzen. „Du bist wahrlich verrückt, Fledermausmann. Verrückter noch als ich!“

Die Zeit für Worte ist vorbei. Mein Körper bewegt sich wie ein Schatten – lautlos, tödlich präzise. Die Kampfkunst, die ich in den Bergen Tibets erlernte, fließt durch meine Adern wie flüssiges Feuer. Jeder Schlag ist berechnet. Jede Bewegung hat einen Zweck.

Der erste Handlanger des Jokers fällt wie ein gefällter Baum. Der zweite versucht, seine Waffe zu ziehen – zu spät. Meine Faust trifft sein Kinn mit der Kraft eines Vorschlaghammers. Knochen brechen. Ein Schrei erstirbt, bevor er geboren werden kann.

Der Joker zieht ein Messer – lang, scharf, tödlich. Ein Schwenk durch die Luft, der meine Bauchmuskeln nur knapp verfehlt. Ich spüre den Luftzug an meiner Haut.

„Komm schon, Batman!“ Er keucht, sein weißes Gesicht verzerrt zu einer Maske des Wahnsinns. „Lass uns tanzen wie in alten Zeiten!“

Wir bewegen uns umeinander wie zwei Schlangen im Kampf. Er ist schnell – schneller als ein normaler Mensch sein sollte. Das Gift in seinen Adern, die Chemikalien, die ihn verwandelten, gaben ihm unmenschliche Reflexe.

Aber ich bin Batman. Trainiert nicht nur vom Leid, sondern von den besten Kriegern der Welt. Meine Faust findet sein Gesicht. Ein Schlag, der einen normalen Mann bewusstlos geschlagen hätte. Der Joker taumelt nur zurück, lacht noch lauter.

„JA! SO mag ich dich, Batman! WÜTEND! REIN! EHRLICH!“

Die Flammen um uns herum werden heißer, gefährlicher. Die Geiseln wimmern durch ihre Knebel. Ich muss sie retten. Muss diesen Wahnsinn beenden.

„Was ist es, das dich antreibt, Batman?“ Der Joker tanzt um mich herum, sein Messer blitzt im Licht der Flammen. „Was treibt einen Mann dazu, sich wie eine Fledermaus zu kleiden und in der Nacht zu jagen? Welcher WAHNSINN steckt in deinem Herzen?“

Die Antwort ist einfach und kompliziert zugleich. Es ist der Fall. Der endlose Fall meiner Eltern in den Tod. Der Fall eines kleinen Jungen in einen Brunnen voller Fledermäuse. Der Fall einer Stadt in die Korruption.

„Gerechtigkeit.“ Das Wort fühlt sich seltsam an auf meiner Zunge. Zu edel vielleicht für das, was ich wirklich bin.

Der Joker lacht nur noch härter. „GERECHTIGKEIT? In dieser Welt?“ Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. „Es gibt keine Gerechtigkeit, Batman. Nur den WITZ. Und der Witz ist immer auf unsere Kosten.“

Mit einem plötzlichen Satz springt er vorwärts, sein Messer zielt auf meine Kehle. Ich weiche aus, packe seinen Arm, drehe ihn. Das Knacken seiner Knochen ist wie Musik in meinen Ohren – eine dunkle, verbotene Melodie, die mir sagt, dass ich zu weit gehe. Dass ich die Grenze überschreite.

Der Joker fällt auf seine Knie, das Messer klirrt zu Boden. Aber selbst jetzt, im Angesicht der Niederlage, lacht er noch.

„Tu es,“ flüstert er, während Blut aus seinem Mundwinkel rinnt. „Beende es. Beweise, dass du genauso bist wie ich. Ein MONSTER in der Haut eines Menschen.“

Meine Fäuste ballen sich. Die Wut in mir ist ein lebendes Wesen, das nach Freiheit schreit. Nach Erlösung. Nach BLUT.

Aber dann sehe ich sie. Die Geiseln. Unschuldige, gefangen in einem Krieg, den sie nicht verstehen. Und hinter ihnen, wie ein Geist aus einer anderen Zeit: Der kleine Bruce Wayne, weinend über den Körpern seiner Eltern.

Ich bin nicht wie der Joker. Nie gewesen. Nie werde ich es sein.

„Nein.“ Meine Stimme ist fest. „Ich bin besser als du.“

Mit einer schnellen Bewegung fessele ich den Joker, beginne dann, die Sprengladungen an den Geiseln zu entschärfen. Die Zeit läuft. Das Gebäude stöhnt unter der Hitze des Feuers.

„Du enttäuschst mich, Batman!“ Der Joker kreischt durch das Krachen der einstürzenden Balken. „Immer diese MORAL! Dieser CODE! Er macht dich SCHWACH!“

Er versteht es nicht. Wird es nie verstehen. Mein Code macht mich nicht schwach. Er definiert mich. Ohne ihn wäre ich nur ein weiterer Wahnsinniger in einer Stadt voller Verrückter.

Die letzte Geisel ist befreit, als ein brennender Balken vom Dach stürzt. Ich werfe meinen Umhang über die verängstigten Menschen, führe sie zum Ausgang. Der Joker, gefesselt, bleibt zurück – aber nicht für lange. Ich kehre zurück in die Flammen, ziehe ihn hinter mir her.

„Warum?“ Seine Stimme ist zum ersten Mal leise, verwundert. „Warum rettest du mich?“

Die Antwort ist einfach. „Weil jedes Leben zählt. Auch deins.“

Draußen warten bereits die Polizeisirenen, das blaue Licht tanzt über die Fassaden der umliegenden Gebäude wie gespenstische Finger. Commissioner Gordon steht da, sein Gesicht gezeichnet von den Jahren des Kampfes gegen dieselbe Dunkelheit, die auch ich bekämpfe.

„Batman.“ Ein Nicken, mehr nicht. Zwischen uns steht eine Freundschaft, die keine großen Worte braucht.

Ich übergebe den Joker den Beamten, sehe zu, wie er in den Polizeiwagen verfrachtet wird. Sein Lachen verfolgt mich noch, als ich längst wieder in den Schatten verschwunden bin. Es wird mich immer verfolgen. Eine ständige Erinnerung an den schmalen Grat, auf dem ich wandle.


Gotham bei Nacht ist ein lebendes Wesen. Es atmet. Es hungert. Es lauert. Die Wolkenkratzer ragen in den Himmel wie die Zähne eines uralten Raubtiers. Zwischen ihnen bewege ich mich, ein Schatten unter Schatten.

Alfred wartet auf mich in der Bathöhle, sein Gesicht eine Maske aus Sorge und Missbilligung. Er sagt nichts, als er meine Wunden versorgt – tiefe Schnitte vom Messer des Jokers, Verbrennungen vom Feuer, blaue Flecken von Schlägen, die ich einstecken musste.

„Master Bruce.“ Seine Stimme ist leise, aber trägt das Gewicht von Jahrzehnten. „Vielleicht wäre es an der Zeit, aufzuhören.“

Ich schüttle den Kopf. Aufhören ist keine Option. Nicht, solange Gotham mich braucht. Nicht, solange die Dunkelheit in mir nach Erlösung schreit.

„Ich kann nicht, Alfred.“

„Können oder wollen nicht, Sir?“ Seine Augen sind traurig. Er hat zu viele Nächte damit verbracht, mich zusammenzuflicken. Zu viele Morgende, an denen er fürchtete, ich könnte nicht zurückkehren.

Die Antwort bleibt mir im Hals stecken. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht geht es längst nicht mehr darum, Gotham zu retten. Vielleicht geht es nur noch darum, mich selbst zu retten. Vor der Leere. Vor dem Abgrund, der in mir klafft seit jener Nacht in der Gasse.

Auf den Monitoren der Bathöhle laufen die Nachrichten. Bilder vom heutigen Kampf. Reporter, die über den Batman spekulieren. Einige nennen mich einen Helden. Andere einen Vigilanten. Manche sogar einen Verbrecher, nicht besser als die, die ich jage.

Was bin ich wirklich? Ein gebrochener Mann, der versucht, eine gebrochene Stadt zu retten? Oder ein Wahnsinniger, der seinen Wahnsinn hinter einer Maske verbirgt?

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. In den Schatten, die weder Licht noch Dunkelheit sind.

Alfred legt mir eine Hand auf die Schulter. Eine seltene Geste der Zuneigung von einem Mann, der seine Gefühle selten zeigt.

„Ruhen Sie sich aus, Master Bruce. Gotham wird auch morgen noch da sein.“

Und das ist es, was mich am meisten quält. Gotham wird immer da sein. Mit seinen Verbrechern, seinen Korrupten, seinen Unschuldigen. Ein endloser Kreislauf aus Gewalt und Hoffnung. Und ich? Ich bin gefangen in diesem Kreislauf wie eine Fliege im Netz einer Spinne.


Der Schlaf, wenn er kommt, bringt keine Erholung. Nur Träume. Alpträume.

Die Perlen meiner Mutter, die über den Asphalt rollen. Endlos. Das Gesicht meines Vaters, erstarrt in einem letzten Ausdruck der Überraschung. Die Schreie, die durch die Gasse hallen.

Und dann andere Bilder. Rachel, die in meinen Armen stirbt. Jason Todd, gefoltert und getötet vom Joker. Harvey Dent, dessen Gesicht – halb verbrannt – mich aus der Dunkelheit anstarrt.

Ich erwache schweißgebadet, mein Herz rast wie das eines gefangenen Tieres. Die Sonne ist längst untergegangen. Eine neue Nacht wartet auf Batman.

Die Rüstung anzulegen ist ein Ritual geworden. Jedes Teil hat seine Bedeutung, seinen Zweck. Der Brustpanzer – Schutz für das Herz, das zu viel geliebt und zu viel verloren hat. Die Handschuhe – Werkzeuge der Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt. Die Maske – Verbergen des Menschen, Erschaffen der Legende.

Als ich die Maske über mein Gesicht ziehe, spüre ich die Verwandlung. Bruce Wayne verschwindet. Batman entsteht. Nicht einfach ein Kostüm – eine Transformation. Eine Wiedergeburt aus Schatten und Schmerz.

Gotham erwartet mich. Ihre Straßen rufen nach mir wie eine Geliebte, die weiß, dass ich nicht widerstehen kann. Und ich gehe zu ihr, wie ich es immer tue. Wie ich es immer tun werde.

Die Nacht ist jung. Das Böse schläft nie. Und ich? Ich bin der Wächter, der in der Dunkelheit steht und darauf wartet, dass die Monster aus ihren Verstecken kriechen.

Ich bin Batman. Und dies ist meine Geschichte. Eine Geschichte nicht von Ruhm oder Ehre, sondern von Entschlossenheit. Von Schmerz, der zu Stärke wird. Von einem Fall, der nie endet.


Die Sirenen heulen durch die Nacht wie klagende Frauen bei einer spartanischen Beerdigung. Polizeiwagen rasen durch die Straßen, ihre Lichter tanzen über die Fassaden der Gebäude wie blaue Geister.

Ich folge ihnen aus der Höhe, springe von Dach zu Dach mit einer Leichtigkeit, die Jahre des Trainings verrät. Mein Umhang breitet sich hinter mir aus wie die Flügel eines dämonischen Engels.

Sie fahren zum Hafen. Ein Drogendeal, vielleicht. Oder Waffenschmuggel. Die üblichen Verbrechen einer Stadt, die am Abgrund steht.

Was ich dort finde, ist schlimmer.

Die Leichen liegen ausgebreitet auf dem Pier wie Opfergaben für einen hungrigen Gott. Fünf Polizeibeamte. Ihre Kehlen durchgeschnitten mit chirurgischer Präzision. Ihre Augen – herausgeschnitten und durch schwarze Murmeln ersetzt, die im fahlen Mondlicht glänzen wie Öl.

Das Werk des Court of Owls. Die geheime Gesellschaft, die Gotham seit Jahrhunderten im Griff hat. Im Verborgenen. Aus dem Schatten heraus.

Gordon steht zwischen den Toten, sein Gesicht aschfahl. Als er mich bemerkt, nickt er nur knapp.

„Sie sind zurück,“ sagt er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

„Sie waren nie weg.“ Meine Antwort ist hart, aber wahr. Der Court verschwand nie. Er wartete nur. Plante. Bereitete sich vor.

Die Polizisten um uns herum arbeiten schweigend. Sammeln Beweise. Machen Fotos. Ich sehe ihre Gesichter – angespannt, verängstigt. Sie wissen, was es bedeutet, wenn der Court aktiv wird.

Tod. Chaos. Eine neue Ära der Dunkelheit für Gotham.

Ich knie nieder, untersuche die Leichen genauer. Die Schnitte sind sauber. Professionell. Das Werk eines Talons – eines der unsterblichen Assassinen des Courts. Aber da ist etwas anderes. Etwas, das nicht passt.

In die Handfläche jedes Opfers ist ein Symbol eingeritzt. Kein Eulensymbol, wie es der Court normalerweise hinterlässt. Etwas Neues. Ein Dreieck mit einem Auge in der Mitte.

„Was bedeutet das?“ Gordon beugt sich über meine Schulter, sein Atem bildet kleine Wolken in der kalten Nachtluft.

„Ich weiß es nicht.“ Die Worte schmecken bitter auf meiner Zunge. Ich sollte es wissen. Es ist meine Aufgabe, alles zu wissen, was in Gotham geschieht.

Ein Polizist nähert sich uns, sein Gang zögerlich. „Commissioner? Wir haben etwas gefunden.“

Er hält einen Briefumschlag hoch. Schwarz. Versiegelt mit rotem Wachs, in das dasselbe Symbol geprägt ist, das die Opfer in ihren Handflächen tragen.

Gordon nimmt den Umschlag, sieht mich fragend an. Ich nicke. Er öffnet ihn, entfaltet ein einzelnes Blatt Papier.

„‚Die Eule stirbt. Der Phönix steigt.‘ Unterschrieben mit dem Symbol.“ Er reicht mir den Brief.

Das Papier ist teuer. Handgeschöpft. Die Tinte schwarz wie die Nacht selbst. Die Handschrift elegant, altmodisch. Wer auch immer dies geschrieben hat, ist gebildet. Reich. Mächtig.

„Eine Abspaltung vom Court?“ Gordon spricht meine eigenen Gedanken aus.

„Oder ein Rivale.“ Ich falte den Brief wieder zusammen, stecke ihn ein. „Ich werde es herausfinden.“

Gordon seufzt tief. „Ein Krieg zwischen Geheimgesellschaften. Das ist das Letzte, was Gotham braucht.“

Er hat Recht. Aber vielleicht ist es genau das, was ich brauche. Eine Chance, den Court ein für alle Mal zu zerschlagen. Eine Chance, Gotham von einem seiner ältesten Parasiten zu befreien.

Die Jagd beginnt.


Die Bathöhle summt vor Aktivität. Computer analysieren Daten. Maschinen summmen und klicken. Alfred bereitet Kaffee zu – stark und schwarz, wie ich ihn brauche in Nächten wie diesen.

„Der Court of Owls,“ sagt er, während er mir die Tasse reicht. „Ich hatte gehofft, wir hätten sie beim letzten Mal ausreichend geschwächt.“

„Der Court stirbt nie, Alfred.“ Ich nehme einen Schluck, spüre, wie das Koffein durch meinen Körper fließt wie flüssiges Leben. „Er passt sich an. Verändert sich. Überlebt.“

Auf den Monitoren laufen die Ergebnisse meiner Scans. Das Symbol – das Auge im Dreieck – ist uralt. Es taucht in verschiedenen Kulturen auf, über Jahrtausende hinweg. Ein Symbol der Erleuchtung. Des Wissens. Der geheimen Macht.

„Und diese neue Gruppe?“ Alfred deutet auf die Bilder der Leichen. „Was wollen sie?“

„Das herauszufinden ist meine Aufgabe.“ Ich lehne mich zurück, reibe mir die müden Augen. „Der Court kontrolliert Gotham seit Generationen. Seine Mitglieder sind die Elite der Stadt. Banker. Politiker. Industrielle.“

„Die Familie Wayne eingeschlossen, wenn man den Gerüchten glauben darf.“ Alfreds Stimme ist sanft, aber die Worte treffen wie Pfeile.

Ich nicke langsam. Es ist eine Wahrheit, die ich lange verdrängt habe. Meine eigenen Vorfahren könnten Teil des Courts gewesen sein. Könnten mitverantwortlich sein für das Leid, das Gotham seit Jahrhunderten erfährt.

„Wenn diese neue Gruppe den Court angreift, könnte das eine Chance sein.“ Ich scrolle durch die Bilder, suche nach Mustern, nach Hinweisen. „Aber es könnte auch bedeuten, dass etwas Schlimmeres kommt.“

Alfred schweigt lange. Dann sagt er: „Nicht alle Feinde deiner Feinde sind deine Freunde, Master Bruce.“

Eine einfache Wahrheit, die ich zu oft vergessen habe. In Gotham gibt es selten klare Linien zwischen Gut und Böse. Nur verschiedene Schattierungen von Grau.

Der Computer piept. Ein Treffer in der Datenbank. Das Symbol wurde vor drei Monaten an der Wand eines verlassenen Theaters in den Narrows gefunden. Daneben ein Satz, der mir das Blut gefrieren lässt: „Die Nacht der Eulen naht.“

Meine Entscheidung ist gefallen. Ich muss mehr erfahren über diese neue Gruppe. Über ihre Pläne. Ihre Mitglieder. Ihre Verbindung zum Court.

Die Jagd führt mich in die dunkelsten Ecken von Gotham. Zu den Vergessenen. Den Verlorenen. Denen, die in den Schatten leben und die Geheimnisse der Stadt kennen wie niemand sonst.


Der Iceberg Lounge ist ein Palast aus Glas und Eis mitten im Herzen von Gotham. Ein Ort, an dem die Reichen und Mächtigen sich vergnügen, während um sie herum die Stadt zerfällt. Der Penguin – Oswald Cobblepot – ist sein Besitzer. Ein Verbrecher, der es geschafft hat, respektabel zu erscheinen.

Ich betrete den Club nicht als Batman. Hier würde die Fledermaus zu viel Aufmerksamkeit erregen. Zu viel Panik verursachen. Nein, hier ist Bruce Wayne nützlicher. Der Playboy-Milliardär, der nichts Besseres zu tun hat, als sein Geld in überteuerten Nachtclubs zu verschwenden.

Die Musik dröhnt, der Bass vibriert durch den Boden wie der Herzschlag eines schlafenden Riesen. Frauen in knappen Kleidern tanzen auf Eisblöcken, ihre Haut glänzend vom Schweiß trotz der Kälte.

Cobblepot sitzt in seiner privaten Loge, umgeben von Bodyguards und willigen Begleiterinnen. Sein Gesicht verzieht sich zu einem Grinsen, als er mich sieht.

„Bruce Wayne!“ Seine Stimme ist nasaler als gewöhnlich, ein Zeichen dafür, dass er bereits mehr getrunken hat, als gut für ihn ist. „Welche Ehre! Was führt Gothams Goldjungen in mein bescheidenes Etablissement?“

Ich setze mich ihm gegenüber, lehne das angebotene Getränk ab. „Geschäft, Oswald. Nicht Vergnügen.“

Sein Lächeln verschwindet. Die Maske des jovialen Clubbesitzers fällt, enthüllt den berechnenden Verbrecher darunter. „Geschäft? Mit mir? Seit wann macht Bruce Wayne Geschäfte mit jemandem wie mir?“

„Seit ich Informationen brauche, die nur du haben könntest.“ Ich beuge mich vor, senke meine Stimme. „Über den Court of Owls.“

Die Reaktion ist unmittelbar. Der Penguin erstarrt, sein Gesicht wird blass. Mit einem Handzeichen schickt er die Frauen weg, bedeutet seinen Bodyguards, zurückzutreten.

„Du bist wahnsinnig, Wayne.“ Seine Stimme ist nun ein Flüstern, kaum hörbar über der Musik. „Über den Court spricht man nicht. Nicht einmal in meinen Kreisen.“

„Fünf Polizisten wurden getötet, Oswald. Ihre Augen durch schwarze Murmeln ersetzt.“ Ich halte seinen Blick fest. „Das klingt nach dem Court, nicht wahr?“

Er leckt sich nervös über die Lippen. „Vielleicht. Aber da war mehr, oder? Etwas, das nicht passt in das übliche Muster.“

Ich nicke langsam. Er weiß bereits Bescheid. Natürlich tut er das. In Gotham fließen alle Informationen früher oder später durch die Hände des Penguins.

„Ein neues Symbol. Ein Auge im Dreieck.“

Der Penguin schluckt hart, greift nach seinem Drink und leert ihn in einem Zug. „Die Illuminierten,“ sagt er schließlich. „So nennen sie sich selbst.“

„Wer sind sie?“

Er lacht bitter. „Wenn ich das wüsste, Wayne, wäre ich ein toter Mann. Oder schlimmer.“ Er winkelt leicht seinen Arm an, entblößt sein Handgelenk. Dort, auf der blassen Haut, ist eine Narbe. Klein, aber unverkennbar in der Form einer Eule.

„Der Court hat dich besucht,“ stelle ich fest.

Er nickt. „Vor Jahren. Eine Warnung, nicht zu tief zu graben in Dinge, die mich nichts angehen.“

„Und die Illuminierten? Haben sie dich auch besucht?“

Sein Blick wird glasig. Für einen Moment denke ich, er wird nicht antworten. Dann sagt er leise: „Nicht mich. Aber Falcone. Sie haben ihn geholt, mitten in der Nacht. Niemand hat ihn je wieder gesehen.“

Carmine Falcone. Einer der mächtigsten Verbrecherbossen Gothams. Verschwunden vor zwei Monaten, ohne jede Spur. Die Polizei vermutete einen Bandenkrieg. Oder dass er untergetaucht ist.

„Warum Falcone?“

Der Penguin zuckt mit den Schultern. „Gerüchte besagen, er war Mitglied des Courts. Einer der Ältesten.“

Das ergibt Sinn. Falcone hatte die Art von alter Macht, die der Court schätzt. Die Art von Einfluss, die über Generationen aufgebaut wurde.

„Was wollen die Illuminierten, Oswald?“

Er beugt sich vor, sein Atem riecht nach teurem Whiskey und Angst. „Dasselbe wie der Court, nehme ich an. Macht. Kontrolle. Aber…“ Er zögert.

„Aber was?“

„Sie sind anders. Radikaler. Der Court will kontrollieren. Die Illuminierten wollen reinigen.“

Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. „Reinigen? Was meinst du damit?“

„Gotham ist krank, Wayne. Verfault bis ins Mark.“ Seine Augen sind dunkel vor Furcht. „Der Court erhält diese Krankheit am Leben, nährt sie, kontrolliert sie. Die Illuminierten wollen sie ausmerzen. Und weißt du, wie man eine Krankheit ausmerzt, die zu tief sitzt?“

Ich weiß die Antwort, bevor er sie ausspricht.

„Man brennt sie aus.“


Die Nacht ist weit fortgeschritten, als ich die Bathöhle wieder betrete. Die Informationen vom Penguin wiegen schwer in meinem Geist. Eine neue Geheimgesellschaft, radikaler noch als der Court of Owls. Ein Krieg im Verborgenen, mit Gotham als Schlachtfeld. Und wie immer stehe ich zwischen den Fronten – zwischen der Dunkelheit und der absoluten Finsternis.

Alfred wartet auf mich, sein Gesicht gespannt vor Sorge. „Master Bruce? Was haben Sie herausgefunden?“

Ich ziehe die Maske vom Kopf, spüre, wie die kühle Luft der Höhle auf meine schweißnasse Haut trifft. Wie ein Aufwachen aus einem Alptraum – nur dass der Alptraum weitergeht, selbst wenn ich erwacht bin.

„Es gibt eine neue Gruppe in Gotham. Die Illuminierten.“ Die Worte klingen fremd in meinem Mund. „Sie sind in einen Krieg mit dem Court of Owls verwickelt. Einen Krieg, den niemand gewinnen kann – am wenigsten die Unschuldigen dieser Stadt.“

Alfred reicht mir ein Handtuch, seine Bewegungen präzise und effizient wie immer. „Und was gedenken Sie zu tun? Sich einzumischen in einen Kampf zwischen zwei Geheimgesellschaften?“

Die Frage ist berechtigt. Klug. Alfred war schon immer die Stimme der Vernunft in meinem Leben. Der Anker, der mich davor bewahrt, zu weit zu gehen. Zu tief in die Dunkelheit einzutauchen.

„Ich muss, Alfred. Wenn die Informationen des Penguins stimmen, planen die Illuminierten etwas Großes. Etwas, das Gotham für immer verändern könnte.“

„Und die Kosten?“ Seine Stimme ist leise, aber eindringlich. „Haben Sie darüber nachgedacht?“

Natürlich habe ich das. Die Kosten sind immer präsent in meinem Kopf. Wie ein ständiges Flüstern, das mich an alle erinnert, die ich nicht retten konnte. An alle, die ich verloren habe im endlosen Kampf gegen das Böse.

„Manchmal gibt es keine Wahl, Alfred.“

Er seufzt tief, ein Geräusch voller Resignation und Trauer. „Es gibt immer eine Wahl, Master Bruce. Immer.“

Vielleicht hat er Recht. Vielleicht gab es immer Alternativen, Wege, die ich nicht gegangen bin, weil ich zu fixiert war auf meine eigene Vision von Gerechtigkeit. Zu besessen von dem Pfad, den ich vor so vielen Jahren gewählt habe.

Aber jetzt ist nicht die Zeit für Selbstzweifel. Nicht, wenn Gotham am Rand eines Abgrunds steht, tiefer und dunkler als je zuvor.

„Ich brauche mehr Informationen,“ sage ich, während ich zum Hauptcomputer gehe. „Über die Illuminierten. Über ihre Mitglieder. Ihre Pläne.“

Die Bildschirme erwachen zum Leben unter meinen Fingern, zeigen Karten von Gotham, Polizeiberichte, Überwachungsaufnahmen. Eine Stadt, reduziert auf Daten und Fakten. Auf Muster, die nur ich erkennen kann.

„Der Court trifft sich traditionell in alten Gebäuden. In den versteckten Kammern der Reichen und Mächtigen.“ Ich scrolle durch Bilder von Gotham historischen Strukturen. „Wenn die Illuminierten eine Abspaltung sind, könnten sie ähnliche Vorlieben haben.“

„Oder das genaue Gegenteil,“ wirft Alfred ein, der neben mich getreten ist. „Um sich abzugrenzen.“

Eine gute Beobachtung. Die Art von lateralem Denken, die mir manchmal fehlt in meiner Besessenheit.

„Die Narrows,“ murmele ich. „Das verlassene Theater, wo das Symbol gefunden wurde.“

„Das alte Monarch Theater?“ Alfred’s Stimme wird leiser. „Ist das nicht…“

Er muss den Satz nicht beenden. Wir beide wissen, was das Monarch Theater ist. Der Ort, an dem alles begann. Wo meine Eltern starben. Wo Bruce Wayne endete und der Weg zu Batman begann.

Wenn die Illuminierten diesen Ort gewählt haben, war es kein Zufall. Es war eine Botschaft. An mich.

„Ich muss dorthin, Alfred.“

Er nickt langsam. „Ich bereite alles vor.“


Das Monarch Theater steht wie ein vermoderter Zahn im verfallenen Mund der Narrows. Die einst prächtige Fassade ist nun mit Graffiti bedeckt, die Fenster zerbrochen oder mit Brettern vernagelt. Ein Ort der Geister und verlorenen Träume.

Ich nähere mich von oben, gleite lautlos von Dach zu Dach. Die Straßen unter mir sind menschenleer, selbst die Kriminellen meiden diesen Teil der Stadt nach Einbruch der Dunkelheit. Als würden selbst sie die Präsenz von etwas spüren, das älter und gefährlicher ist als ihre eigenen kleinen Sünden.

Das Dach des Theaters ist teilweise eingestürzt, bietet einen natürlichen Zugang ins Innere. Ich lasse mich hinab, meine Bewegungen samtweich und geräuschlos wie die einer Raubkatze.

Der Geruch trifft mich zuerst. Feuchtigkeit. Verfall. Und etwas anderes – der metallische Duft von Blut. Frischem Blut.

Das schwache Licht, das durch die Löcher im Dach fällt, enthüllt den einstigen Zuschauerraum. Die Sitzreihen sind größtenteils zerstört, der rote Samt der verbliebenen Stühle verrottet und zerfetzt. Die Bühne steht noch, ein düsteres Rechteck aus schwarzem Holz.

Und darauf – ein Altar. Errichtet aus zerbrochenen Eulenstatuen und menschlichen Knochen. Darüber, gemalt mit etwas, das verdächtig nach Blut aussieht – das Symbol. Das Auge im Dreieck.

Ich nähere mich vorsichtig, alle Sinne geschärft für jede Andeutung von Gefahr. Der Bühnenbereich ist mit Symbolen bedeckt. Einige erkenne ich – alte Zeichen aus vergessenen Religionen. Andere sind mir fremd, abstraktere Formen, die keine offensichtliche Bedeutung tragen.

„Willkommen, Fledermaus.“

Die Stimme kommt aus den Schatten hinter der Bühne. Weich. Kultiviert. Mit einem leichten Akzent, den ich nicht sofort einordnen kann.

Eine Gestalt tritt ins Licht. Ein Mann, schlank und hochgewachsen. Gekleidet in einen makellosen schwarzen Anzug. Sein Gesicht verbirgt eine Maske – nicht aus Stoff oder Leder, sondern aus poliertem Silber, geformt wie das Antlitz eines klassischen griechischen Gottes. Perfekt. Unmenschlich perfekt.

„Wir haben dich erwartet.“ Er breitet die Arme aus, eine Geste der Begrüßung, die seltsam formell wirkt in dieser verfallenen Umgebung.

„Wer sind Sie?“ Meine Stimme ist tief, rau – die Stimme von Batman, nicht die von Bruce Wayne.

Der Mann neigt den Kopf, als würde er eine Frage abwägen, die schwieriger ist, als sie klingen mag. „Ein Freund. Ein Feind. Ein Reiniger.“ Er macht eine elegante Handbewegung. „Namen haben keine Bedeutung mehr, Batman. Nicht in den Zeiten, die kommen werden.“

„Die Illuminierten.“ Es ist keine Frage.

„Ein Name, den andere uns gegeben haben.“ Er klingt amüsiert. „Wir ziehen es vor, uns als die Architekten zu betrachten. Die Erbauer eines neuen Gotham.“

„Gebaut auf den Knochen des alten?“ Ich deute auf den makabren Altar.

„Man kann nicht erschaffen ohne zuerst zu zerstören.“ Er tritt näher, seine Bewegungen fließend wie die eines Tänzers. „Das solltest ausgerechnet du verstehen, Batman. Du, der du jede Nacht hinauszieht, um die Verderbtheit zu bekämpfen. Du weißt, dass Gotham krank ist. Terminal krank.“

„Und Sie glauben, die Lösung ist Mord? Das Abschlachten von Polizisten?“

„Korrupten Polizisten,“ korrigiert er sanft. „Männern, die dem Court dienten. Die halfen, das System der Ungerechtigkeit aufrechtzuerhalten.“

Ich schüttle den Kopf. „Das rechtfertigt nichts.“

„Rechtfertigung.“ Er spuckt das Wort aus, als hätte es einen bitteren Geschmack. „Wir suchen keine Rechtfertigung, Batman. Wir suchen Resultate. Eine Stadt, gereinigt von der Korruption, die sie seit Jahrhunderten beherrscht.“

„Der Court of Owls.“

„Ein Krebs, der in den Eingeweiden Gothams wuchert.“ Er nickt langsam. „Ja. Sie sind unser primäres Ziel. Aber nicht das einzige.“

Ein kaltes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus. „Was meinen Sie damit?“

„Der Court ist nur ein Symptom, Batman. Nicht die Krankheit selbst.“ Er macht einen weiteren Schritt auf mich zu. Ich kann jetzt das Gesicht hinter der Maske erahnen – oder zumindest Teile davon. Augen, so blau, dass sie fast weiß erscheinen. „Die wahre Krankheit ist tiefer. Ist eingebettet in der Seele dieser Stadt.“

„Und was ist das für eine Krankheit?“

„Die Toleranz für das Böse.“ Seine Stimme wird härter, leidenschaftlicher. „Die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen mit der Dunkelheit. Der Glaube, dass man das Monster bekämpfen kann, ohne selbst zum Monster zu werden.“

Ich verstehe jetzt. Dieser Mann, diese Gruppe – sie sind keine einfachen Revolutionäre. Sie sind Fanatiker. Getrieben von einer Vision so rein und unbeugsam, dass sie bereit sind, jeden zu opfern, der sich ihnen in den Weg stellt.

„Sie irren sich,“ sage ich ruhig. „Gotham ist mehr als seine Verbrechen. Mehr als seine Korruption.“

Er lacht – ein seltsam musikalisches Geräusch, das im verfallenen Theater widerhallt wie der Gesang eines gefallenen Engels. „Oh, Batman. So naiv. So hoffnungsvoll. Trotz allem, was du gesehen hast. Was du erlebt hast.“

Mit einer plötzlichen Bewegung reißt er die silberne Maske vom Gesicht. Was darunter zum Vorschein kommt, lässt mich erstarren.

Ein Gesicht, halb menschlich, halb… etwas anderes. Die linke Hälfte ist die eines attraktiven Mannes mittleren Alters. Die rechte ist entstellt, die Haut straff über den Schädel gezogen, das Auge eine milchig-weiße Kugel. Nicht durch Verletzung oder Krankheit, sondern durch… Transformation. Als würde etwas anderes durch die menschliche Hülle brechen wollen.

„Siehst du jetzt?“ Er lächelt, eine groteske Verzerrung auf seinem geteilten Gesicht. „Wir sind die Zukunft, Batman. Die nächste Stufe der Evolution.“

„Was sind Sie?“ Die Frage entschlüpft mir, bevor ich sie zurückhalten kann.

„Erleuchtete.“ Er spricht das Wort mit einer religiösen Inbrunst aus. „Befreit von den Beschränkungen des Fleisches. Vom Gewissen, das uns schwach macht. Von der Moral, die uns fesselt.“

Aus den Schatten hinter ihm treten weitere Gestalten. Manche tragen silberne Masken wie er, andere zeigen offen ihre transformierten Gesichter. Eine stille Armee von Monstern, die aussehen wie Menschen – oder von Menschen, die zu Monstern werden.

„Gotham hat einen Reinigungsprozess nötig,“ fährt er fort. „Einen Neuanfang. Und du, Batman, könntest Teil davon sein.“

„Ich arbeite nicht mit Mördern zusammen.“

Er seufzt, ein fast menschlicher Laut der Enttäuschung. „Dann bist du Teil des Problems. Ein weiteres Hindernis, das beseitigt werden muss.“

Die Gestalten hinter ihm bewegen sich – nicht laufend oder gehend, sondern in einer seltsamen, fließenden Bewegung, die zu schnell scheint für menschliche Körper. Sie kreisen mich ein, eine stille, tödliche Choreographie.

Ich bereite mich auf den Kampf vor, meine Muskeln angespannt, mein Geist fokussiert. Dies ist kein gewöhnlicher Kampf. Diese Wesen, was auch immer sie sind, bewegen sich mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit und Präzision.

Der erste Angriff kommt von links. Ein Arm, länger als er sein sollte, schwingt nach mir. Ich ducke mich, kontere mit einem Schlag gegen die Rippen des Angreifers. Es fühlt sich an, als würde ich gegen Stahl schlagen. Der Illuminierte taumelt nicht einmal.

Ein zweiter greift an, seine Hände zu Klauen verformt. Ich weiche aus, rolle zur Seite, werfe eine Rauchbombe. Der dichte Nebel füllt den Raum, gibt mir einen Moment der Deckung.

„Primitive Tricks, Batman.“ Die Stimme des Anführers klingt belustigt. „Wir brauchen keine Augen, um dich zu sehen.“

Ein Schlag trifft mich in den Rücken, härter als jeder menschliche Schlag sein könnte. Ich fliege vorwärts, krache gegen eine der verrotteten Sitzreihen. Holz splittert, Staub wirbelt auf.

Der Schmerz ist intensiv, aber ich ignoriere ihn, wie ich es gelernt habe. Schmerz ist nur ein Signal. Ein Hinweis, keine Sperre.

Ich springe auf, werfe Batarangs in die Richtung, aus der der Angriff kam. Ein schmerzerfülltes Zischen sagt mir, dass mindestens einer getroffen hat.

Der Rauch lichtet sich langsam. Die Illuminierten haben ihre Position verändert, kreisen mich enger ein. Ihre Bewegungen sind jetzt synchronisiert, als würden sie einem unhörbaren Rhythmus folgen.

Der Anführer steht auf der Bühne, beobachtet den Kampf mit der detachierten Neugierde eines Wissenschaftlers. „Siehst du jetzt unsere Überlegenheit, Batman? Die Kraft, die jenseits des Menschlichen liegt?“

„Ich sehe Monster,“ erwidere ich, während ich einen weiteren Angriff abwehre. „Nichts weiter.“

Er schüttelt den Kopf. „Nein. Du siehst die Zukunft. Die wahre Zukunft Gothams.“

Mit einer knappen Handbewegung gibt er ein Signal. Die Illuminierten ziehen sich zurück, bilden einen Halbkreis vor der Bühne. Ihre Augen – menschliche und unmenschliche – bleiben auf mich gerichtet, wachsam.

„Wir könnten dich töten, Batman,“ sagt der Anführer leise. „Hier und jetzt. Aber das wäre… verschwenderisch. Du bist wertvoll. Ein Symbol. Ein Potential.“

„Was wollen Sie von mir?“ Mein Atem geht schwer, meine Rippen schmerzen bei jeder Bewegung. Mindestens eine ist gebrochen.

„Verbünde dich mit uns. Hilf uns, den Court zu zerstören. Hilf uns, Gotham zu reinigen.“ Er beugt sich vor, sein deformiertes Gesicht im schwachen Licht noch grotesker. „Du könntest der erste sein, Batman. Der erste wahre Held der neuen Welt.“

„Indem ich was werde? Ein Monster wie Sie?“

„Indem du die Wahrheit akzeptierst.“ Seine Stimme wird sanfter, fast hypnotisch. „Die Wahrheit, dass der einzige Weg, das Böse zu besiegen, darin besteht, es zu übertreffen. Es zu übertrumpfen. Es zu überwinden durch etwas, das jenseits von Gut und Böse steht.“

Für einen kurzen, schrecklichen Moment fühle ich eine Anziehung zu seinen Worten. Einen Sog, der aus der tiefsten Dunkelheit in mir selbst kommt. Der Teil von mir, der immer gewusst hat, dass mein Kampf vergeblich ist. Dass Gotham nicht gerettet werden kann durch Methoden, die die Grenzen des Gesetzes respektieren.

Aber dann sehe ich sie vor meinem inneren Auge. Meine Eltern. Alfred. Gordon. All die Unschuldigen, die ich geschworen habe zu beschützen. Und ich weiß, dass es keinen Kompromiss geben kann. Keine Vereinbarung mit dem Bösen, egal wie edel das Ziel erscheinen mag.

„Nein.“ Das Wort ist einfach, aber es trägt das Gewicht meiner gesamten Überzeugung. „Das ist nicht der Weg.“

Der Anführer der Illuminierten starrt mich an, sein entstelltes Gesicht unbewegt. Dann nickt er langsam. „Ich habe es befürchtet. Du bist noch nicht bereit, die Wahrheit zu sehen.“ Er macht eine weitere Handbewegung. „Geht. Lasst ihn leben – für jetzt. Er wird seine Rolle noch spielen in dem, was kommt.“

Die Illuminierten ziehen sich zurück in die Schatten, verschwinden mit einer Geschwindigkeit und Lautlosigkeit, die unmöglich erscheint. Zuletzt bleibt nur der Anführer, der mich mit seinen mismatched Augen betrachtet.

„Wir sind nicht deine Feinde, Batman. Noch nicht. Aber die Reinigung kommt. Mit oder ohne dich.“ Er setzt die silberne Maske wieder auf sein entstelltes Gesicht. „Die Eule stirbt. Der Phönix steigt. Und Gotham wird im Feuer neu geboren werden.“

Dann ist auch er verschwunden, und ich bin allein im verfallenen Theater. Mit der Erkenntnis, dass Gotham einer Bedrohung gegenübersteht, die alles übertrifft, was ich bisher bekämpft habe. Nicht einfach Menschen mit Waffen oder Wahnsinnige mit elaborierten Plänen. Sondern etwas, das die Grenzen des Menschlichen selbst zu überschreiten scheint.

Etwas, das ich nicht verstehe. Und das macht es gefährlicher als alles andere.


Die Nacht hat sich in den frühen Morgen verwandelt, als ich in die Bathöhle zurückkehre. Der Himmel über Gotham ist nicht schwarz mehr, sondern ein tiefes Blau, das bald dem Grau des Tagesanbruchs weichen wird.

Alfred wartet auf mich, sein Gesicht eine Maske der Sorge, als er die Verletzungen sieht, die ich davongetragen habe. Wortlos hilft er mir, die Rüstung abzulegen, beginnt dann, meine gebrochenen Rippen zu behandeln.

„Sie hatten Recht, Master Bruce,“ sagt er leise, während er Bandagen um meinen Torso wickelt. „Diese Illuminierten sind gefährlicher, als wir dachten.“

Ich nicke langsam, winke bei der Bewegung zusammen, als der Schmerz durch meinen Körper schießt. „Sie sind keine gewöhnlichen Menschen, Alfred. Sie sind… verändert. Transformiert in etwas anderes.“

„Durch was?“ Alfred’s Hände halten einen Moment inne. „Einen Virus? Eine Chemikalie?“

„Ich weiß es nicht.“ Die Unwissenheit nagt an mir, ein ständiges, schmerzhaftes Kribbeln in meinem Geist. „Aber ich muss es herausfinden. Bevor sie ihren Plan in die Tat umsetzen können. Bevor die ‚Reinigung‘ beginnt, von der ihr Anführer gesprochen hat.“

Alfred beendet seine Arbeit, tritt zurück, betrachtet mich mit einem Blick, der so viel mehr ausdrückt als Worte es könnten. Sorge. Furcht. Und ein Stolz, der mich noch immer berührt, selbst nach all den Jahren.

„Was werden Sie tun, Sir?“

Die Frage hallt in der Höhle wider, vermischt sich mit dem fernen Tropfen von Wasser und dem gelegentlichen Quietschen der Fledermäuse über uns.

„Der Court und die Illuminierten stehen im Krieg miteinander.“ Ich spreche langsam, lasse die Gedanken sich formen, während ich sie ausspreche. „Das bedeutet, der Court wird wissen, was die Illuminierten sind. Woher sie kommen. Was sie planen.“

„Sie wollen einen Eulen fangen, um mehr über die Erleuchteten zu erfahren.“ Alfred’s Ton ist neutral, aber ich höre die Warnung darin. „Das ist riskant, Master Bruce.“

„Es ist notwendig.“ Ich stehe auf, ignoriere den Schmerz, der durch meinen Körper schießt. „Der Court ist ein bekannter Feind. Die Illuminierten sind ein Rätsel. Und in Gotham sind es immer die Unbekannten, die am gefährlichsten sind.“

Alfred seufzt tief, ein Geräusch, das ich zu gut kenne. Das Geräusch eines Mannes, der weiß, dass es sinnlos ist zu argumentieren, aber es dennoch versuchen muss. „Und wo werden Sie anfangen? Der Court ist notorisch schwer zu finden. Selbst für Sie.“

Ein dünnes Lächeln zieht an meinen Lippen. „Nicht wenn man weiß, wo man suchen muss.“


Das Wayne Enterprise Gebäude ragt in den Himmel Gothams wie ein moderner Turm zu Babel. Glas und Stahl, glänzend im Licht der aufgehenden Sonne. Ein Symbol der Macht und des Wohlstands. Und, wenn die alten Gerüchte stimmen, eines der vielen Verstecke des Court of Owls.

Ich betrete das Gebäude nicht als Batman, sondern als Bruce Wayne. Der Milliardär. Der CEO. Der Mann, der dieses Imperium geerbt hat, ohne es jemals wirklich zu verstehen. Zumindest ist das das Bild, das ich der Welt präsentiere.

Die Wahrheit ist komplexer. Wayne Enterprises ist mehr als nur ein Unternehmen für mich. Es ist ein Werkzeug. Eine Ressource im Kampf gegen das Verbrechen. Die Forschungsabteilungen, die offiziell an medizinischen Durchbrüchen und technologischen Innovationen arbeiten, produzieren heimlich die Gadgets und Fahrzeuge, die Batman benötigt.

Und es ist ein Mittel, um Zugang zu erhalten zu den Orten und Menschen, die Batman niemals erreichen könnte.

Lucius Fox erwartet mich in meinem Büro, elegant gekleidet wie immer, sein Gesicht eine Mischung aus Neugier und Besorgnis. Er ist einer der wenigen, die die Wahrheit kennen – über mich, über Batman, über den wahren Zweck von Wayne Enterprises.

„Bruce.“ Er reicht mir die Hand, sein Griff fest und warm. „Emily sagte, Sie hätten nach den alten Bauplänen des Gebäudes gefragt. Darf ich fragen, warum?“

Ich schließe die Tür hinter uns, aktiviere die Störsender, die jede Überwachung unmöglich machen. Selbst in meinem eigenen Büro bin ich nie vollständig sicher vor den Augen und Ohren des Courts.

„Ich suche nach etwas, Lucius. Etwas, das mein Vater möglicherweise versteckt hat.“

Seine Augenbrauen heben sich leicht. „Ihr Vater? Das ist lange her, Bruce.“

„Dreißig Jahre.“ Ich nicke langsam. „Aber manche Geheimnisse überdauern Generationen.“

Lucius studiert mich einen Moment, sein scharfer Verstand arbeitet hinter der ruhigen Fassade. Dann nickt er. „Die Pläne sind auf Ihrem Schreibtisch. Die originalen von 1940, wie Sie es wünschten.“

„Danke, Lucius.“

Er wendet sich zum Gehen, hält dann inne, dreht sich noch einmal um. „Bruce… Seien Sie vorsichtig. Manche Geheimnisse sollten besser begraben bleiben.“

Nachdem er gegangen ist, breite ich die Baupläne auf meinem Schreibtisch aus. Vergilbtes Papier, brüchig vom Alter, aber die Linien und Notizen darauf sind noch klar erkennbar. Das Original-Design des Wayne-Turms, entworfen von Solomon Wayne persönlich – meinem Urgroßvater.

Ich studiere die Pläne sorgfältig, suche nach Anomalien. Nach Räumen, die nicht sein sollten. Nach Passagen, die keinen Sinn ergeben. Nach den Anzeichen der charakteristischen Architektur des Courts of Owls.

Da. Im untersten Keller, dort wo nun die Hochsicherheitsserver stehen, die das Herz des Unternehmens bilden. Ein Raum, der auf den aktuellen Plänen nicht mehr existiert. Ein perfektes Quadrat, ohne Eingang, ohne Fenster. Auf den alten Plänen markiert mit einem einzigen, kleinen Symbol – einer stilisierten Eule.

Die Bestätigung, nach der ich gesucht habe. Der Beweis, dass der Court tatsächlich Verbindungen zu meiner Familie hatte – zu Wayne Enterprises. Und möglicherweise der Schlüssel, um endlich einen Talon zu finden und zu befragen.

Die nächsten Stunden verbringe ich damit, diskreten Zugang zum Serverraum zu organisieren. Als CEO habe ich natürlich alle notwendigen Befugnisse, aber ich muss vorsichtig sein. Wenn der Court tatsächlich noch immer Einfluss auf Wayne Enterprises hat, könnte jeder Angestellte ein potenzieller Informant sein.

Als die Nacht hereinbricht, sind alle Vorbereitungen getroffen. Die Sicherheitssysteme neu programmiert, um meine Präsenz nicht zu registrieren. Die Kameras manipuliert, um eine Endlosschleife leerer Korridore zu zeigen.

Der Serverraum ist kühl und dunkel, nur erleuchtet vom bläulichen Licht der blinkenden Anzeigen der massiven Computeranlagen. Das ständige Surren der Lüftungssysteme übertönt jedes andere Geräusch – ein perfekter akustischer Vorhang für das, was ich vorhabe.

Laut den alten Plänen sollte sich der geheime Raum direkt unter dem Hauptserver befinden. Eine massive Stahlkonstruktion, die auf den ersten Blick unmöglich zu bewegen scheint. Aber ich kenne die Methoden des Courts. Ihre Vorliebe für versteckte Mechanismen und alte Technologien, die in moderner Hardware verborgen sind.

Es dauert fast eine Stunde, bis ich den Auslösemechanismus finde. Ein kleiner Eulen-Kopf, fast unsichtbar in das Metallgehäuse des Servers integriert. Als ich ihn drehe, ertönt ein leises Klicken, und der gesamte Boden des Raumes beginnt sich zu bewegen, schiebt sich zur Seite und enthüllt eine Treppe, die in die Dunkelheit hinabführt.

Ich aktiviere die Nachtsicht meiner Maske – denn natürlich trage ich unter meinem Anzug das Kostüm von Batman. Bruce Wayne mag den Zugang zu diesem Ort haben, aber nur Batman kann dem begegnen, was dort unten lauert.

Die Treppe führt tief hinab, weit unter die Fundamente des Wayne-Turms. In eine Kammer, älter noch als das Gebäude selbst. Die Wände sind aus behauenem Stein, feucht vom Grundwasser, das durch kleine Risse sickert. Die Luft ist stickig, riecht nach Alter und Verfall.

Und dort, im Zentrum des Raumes: Ein Labyrinth. Nicht groß, kaum mehr als zehn Meter im Durchmesser, aber perfekt geformt aus niedrigen Steinmauern. Und in seiner Mitte: Ein Altar, darauf eine steinerne Eule, ihre Augen zwei leuchtende Rubine.

Der Ort ist verlassen, staubig von Jahren der Nichtbenutzung. Aber er war einst wichtig. Ein Versammlungsort. Ein Heiligtum.

Ich trete näher an den Altar heran, studiere die Inschriften darauf. Alte Symbole, teilweise lateinisch, teilweise in einer Sprache, die ich nicht erkenne. Und immer wieder: Das Bild der Eule, der Wächter der Nacht.

Plötzlich spüre ich eine Veränderung in der Luft. Eine Präsenz. Ich bin nicht allein in diesem vergessenen Heiligtum.

„Bruce Wayne.“ Die Stimme ist leise, aber durchdringend. Sie scheint von überall und nirgendwo zugleich zu kommen. „Oder sollte ich sagen… Batman?“

Ich wirbele herum, meine Muskeln angespannt, bereit zum Kampf. Aus den Schatten am Rand des Labyrinths tritt eine Gestalt. Hochgewachsen, gekleidet in einen eleganten schwarzen Anzug. Das Gesicht verborgen hinter einer weißen Eulenmaske, die im schwachen Licht zu leuchten scheint.

Ein Mitglied des Court of Owls. Nicht ein Talon – ihre Assassinen tragen andere Rüstungen, bewegen sich anders. Nein, dies ist jemand aus den Reihen der Älteren. Der Entscheider.

„Sie wissen, wer ich bin.“ Es ist keine Frage.

Ein leises Lachen dringt durch die Maske. „Der Court weiß alles über Gotham und seine… interessanteren Einwohner.“ Die Gestalt macht eine umfassende Geste. „Willkommen in unserem Nest, Batman. Einem von vielen, die über die Jahrhunderte hinweg gebaut und wieder verlassen wurden.“

„Warum hier?“ Ich deute auf den Raum um uns. „Unter Wayne Enterprises?“

„Warum nicht?“ Die Stimme klingt amüsiert. „Die Familie Wayne war schon immer… eng verbunden mit dem Court. Dein Urgroßvater. Dein Großvater.“ Eine kurze Pause. „Dein Vater.“

Eine Kälte breitet sich in mir aus, die nichts mit der feuchten Luft dieses unterirdischen Kammer zu tun hat. „Lügner.“

„Wahrheit kann schmerzhafter sein als Lügen, Bruce Wayne.“ Der Maskierte tritt näher, bewegt sich mit einer unnatürlichen Grazie um das Labyrinth herum. „Thomas Wayne war einer von uns. Ein Diener der Eule. Ein Bewahrer der Ordnung in Gotham.“

„Mein Vater war ein Arzt. Ein guter Mann.“ Die Worte klingen hohl, selbst in meinen eigenen Ohren. Wie oft habe ich mich gefragt, wie viel ich wirklich über meine Eltern wusste? Über ihr Leben, bevor eine Kugel in einer dunklen Gasse es beendete?

„Er war beides.“ Der Maskierte steht nun direkt vor mir, nur der Steinaltar trennt uns. „Ein guter Mann. Und ein Mitglied des Court. Bis er beschloss, uns zu verraten.“

Mein Herz schlägt schneller. „Was meinen Sie damit?“

„Thomas Wayne begann zu zweifeln an unseren Methoden. An unserer Vision für Gotham.“ Die Eulenmaske neigt sich leicht zur Seite, eine seltsam vogelartige Geste. „Er drohte, unsere Geheimnisse preiszugeben. Die Namen unserer Mitglieder. Die Orte unserer Nester.“

Ein schrecklicher Verdacht formt sich in meinem Geist. „Sie haben ihn getötet. Meine Eltern.“

Der Maskierte schweigt einen Moment. Dann: „Der Court fällt seine Urteile mit Weisheit und Gerechtigkeit. Thomas Wayne wurde als Verräter verurteilt. Seine Frau als Mitwisserin. Nur das Kind sollte verschont bleiben.“ Ein leises Seufzen dringt durch die Maske. „Es war… bedauerlich, dass du gezwungen warst, es mit anzusehen.“

Die Wut, die in mir aufsteigt, ist so intensiv, dass sie meine Sicht rot färbt. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, die Muskeln in meinem Körper spannen sich zum Sprung. „Joe Chill. Er arbeitete für euch.“

„Ein einfaches Werkzeug. Längst entsorgt.“

Meine Stimme ist ein tiefes Grollen. „Warum erzählst du mir das? Warum jetzt?“

Der Maskierte breitet die Arme aus, eine Geste, die fast freundschaftlich wirkt. „Weil wir mehr gemeinsam haben, als du denkst, Batman. Weil wir beide Gotham lieben. Weil wir beide verstehen, dass manchmal… Opfer gebracht werden müssen.“

„Ich bin nichts wie ihr.“

„Nein?“ Die Stimme klingt zweifelnd. „Du, der du jede Nacht die Gesetze brichst, die du zu verteidigen vorgibst? Du, der du Kriminelle jagst und richtest ohne Prozess, ohne Jury? Du bist mehr wie wir, als du zugeben willst.“

Die Worte treffen mich härter, als ich erwartet hätte. Weil ein Teil von mir – der dunkelste, verborgenste Teil – weiß, dass eine Wahrheit in ihnen liegt. Dass die Linie zwischen mir und denen, die ich jage, manchmal dünner ist, als ich mir eingestehen will.

„Was willst du?“

Der Maskierte legt eine Hand auf die steinerne Eule zwischen uns. „Einen Waffenstillstand. Eine Allianz. Gegen einen gemeinsamen Feind.“

„Die Illuminierten.“

Ein knappes Nicken. „Sie sind eine Abscheulichkeit. Eine Perversion der natürlichen Ordnung. Sie müssen vernichtet werden, bevor sie Gotham zerstören können.“

„Was sind sie?“

Der Maskierte zögert, als würde er abwägen, wie viel er preisgeben sollte. „Einst waren sie Teil des Courts. Forscher. Visionäre. Sie experimentierten mit… Veränderungen. Verbesserungen des menschlichen Körpers und Geistes.“

„Transformationen,“ murmele ich, erinnere mich an die entstellten Gesichter der Illuminierten im Theater.

„Ja.“ Der Maskierte neigt den Kopf. „Sie entdeckten etwas – ein Serum, ein Virus, wir wissen es nicht genau. Etwas, das die menschliche Physiologie auf grundlegende Weise verändert. Das Grenzen verschiebt, die nicht verschoben werden sollten.“

„Und der Court ließ sie gewähren?“

„Bis zu einem Punkt.“ Ein leichtes Schulterzucken. „Ihre Forschung war… vielversprechend. Die Aussicht auf verbesserte Talons, stärker und tödlicher als je zuvor, war verlockend.“

„Aber etwas ging schief.“

„Sie gingen zu weit.“ Die Stimme des Maskierten wird härter, kälter. „Sie begannen zu glauben, dass ihre Transformationen nicht nur körperlicher Natur waren, sondern… spiritueller. Dass sie zu etwas Höherem werden würden als Menschen. Sie nannten es ‚Erleuchtung‘.“

„Und der Court entschied, sie zu stoppen.“

Ein knappes Nicken. „Wir versiegelten ihr Labor. Vernichteten ihre Forschung. Oder so dachten wir.“ Die behandschuhten Hände ballen sich zu Fäusten. „Offenbar haben einige überlebt. Im Verborgenen weitergearbeitet. Und nun sind sie zurück, mit einem Hass auf den Court, der alles übertrifft, was wir bisher erlebt haben.“

„Was planen sie?“

„Die vollständige Zerstörung des Courts. Und danach…“ Die Stimme wird leiser, fast ein Flüstern. „Die Transformation ganz Gothams. Sie glauben, dass die Stadt ‚gereinigt‘ werden muss. Durch Feuer und Blut und… Veränderung.“

Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Die Worte des Anführers der Illuminierten hallen in meinem Kopf wider: ‚Gotham wird im Feuer neu geboren werden.‘

„Wie?“

Der Maskierte schüttelt den Kopf. „Das wissen wir nicht genau. Aber wir haben Hinweise auf einen Angriff in naher Zukunft. Etwas Großes. Spektakuläres.“

„Und du willst, dass ich helfe, es zu verhindern.“

„Ja.“ Die Antwort kommt ohne Zögern. „Der Court hat Ressourcen. Informationen. Aber wir brauchen… jemanden wie dich, Batman. Jemanden, der sich in den Schatten bewegen kann, aber nicht von ihnen gebunden ist wie unsere Talons.“

Ich studiere die Eulenmaske vor mir, versuche, hinter das glatte Porzellan zu sehen, den Menschen dahinter zu erkennen. Aber da ist nichts. Keine Emotion. Keine Menschlichkeit. Nur kalte, berechnende Intelligenz.

„Und wenn ich ablehne?“

„Dann kämpfst du allein gegen eine Bedrohung, die du kaum verstehst. Und Gotham wird fallen.“ Die Stimme klingt gleichgültig, fast gelangweilt. „Der Court wird überleben. Wir haben Jahrhunderte überlebt. Wir können uns zurückziehen, neu formieren. Aber die Stadt… deine Stadt… wird nicht mehr dieselbe sein.“

Die Entscheidung, die vor mir liegt, ist unmöglich. Mich verbünden mit der Organisation, die meine Eltern getötet hat? Die über Generationen Gotham manipuliert und kontrolliert hat aus dem Schatten heraus? Oder allein stehen gegen eine Bedrohung, die möglicherweise zu groß ist, um sie ohne Hilfe zu bewältigen?

Was würde mein Vater tun? Der Mann, der laut dem Court schließlich gegen sie aufbegehrt hat, auch wenn es ihn sein Leben kostete?

„Ich brauche Beweise,“ sage ich schließlich. „Über die Illuminierten. Über ihre Pläne. Alles, was der Court weiß.“

Der Maskierte nickt langsam. „Natürlich. Wir werden teilen, was wir haben.“

„Keine Morde. Keine unschuldigen Opfer.“

Ein leises Lachen dringt durch die Maske. „Du stellst Bedingungen, Batman? In welcher Position bist du, das zu tun?“

„In der Position von jemandem, der zwischen euch und der vollständigen Vernichtung steht.“ Meine Stimme ist hart, unnachgiebig. „Nimm es oder lass es.“

Eine lange Pause folgt. Dann ein knappes Nicken. „Keine unschuldigen Opfer. Einverstanden.“

Es ist ein Versprechen, das keiner von uns vollständig einhalten kann oder will. Eine Lüge, die wir beide akzeptieren als notwendigen Teil dieses unheiligen Bündnisses. Aber es ist ein Anfang.

„Wie kommunizieren wir?“

Der Maskierte zieht einen kleinen, schwarzen Stein aus der Tasche seines Anzugs, legt ihn auf den Altar neben die Eulenfigur. „Dies wird dich zu uns führen, wenn die Zeit gekommen ist.“

Ich nehme den Stein, spüre sein Gewicht in meiner Hand. Er ist schwerer als er aussieht, fast wie… „Onyx?“

„Ein Stein der Macht und des Schutzes. In vielen Kulturen.“ Der Maskierte tritt zurück, beginnt im Schatten zu verschwinden. „Du wirst von uns hören, Batman. Bald.“

„Eine letzte Frage.“ Meine Stimme hallt von den feuchten Wänden wider. „Wer bist du?“

Ein leises Lachen ist die Antwort. „Niemand. Jeder. Der Court ist mehr als seine einzelnen Mitglieder.“

„Du kennst meinen Namen. Es ist nur fair, dass ich deinen kenne.“

Die Gestalt hält inne, halb verborgen in der Dunkelheit. Dann hebt sie langsam die Hände, nimmt die Eulenmaske ab.

Das Gesicht, das zum Vorschein kommt, ist ein Schock. Nicht, weil ich es erkenne – sondern weil ich es nicht erkenne. Es ist ein Gesicht ohne besondere Merkmale. Weder jung noch alt. Weder männlich noch weiblich. Ein Gesicht, das in einer Menge verschwinden würde, ohne die geringste Spur im Gedächtnis zu hinterlassen.

„Ich bin Lincoln March.“ Die Stimme klingt nun anders, weniger imposant ohne die akustische Verzerrung der Maske. „Und das ist alles, was du wissen musst.“

Dann ist die Gestalt verschwunden, verschluckt von den Schatten des alten Labyrinths.

Ich bleibe zurück, den schwarzen Onyxstein in der Hand, mit mehr Fragen als Antworten. Und dem Wissen, dass ich gerade einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe – mit der Organisation, die meine Eltern getötet hat.

Die Ironie ist nicht verloren an mir. Der Court behauptet, mein Vater sei ein Verräter gewesen, weil er sich gegen sie wandte. Und nun folge ich seinen Fußstapfen, arbeite zeitweise mit ihnen zusammen, nur um sie am Ende vielleicht ebenfalls zu verraten.

Die Geschichte wiederholt sich. Immer und immer wieder.


Die Bathöhle ist ein Hort der Aktivität, als ich zurückkehre. Alfred und Oracle – Barbara Gordon – arbeiten an den Computern, analysieren die Daten, die der Court mir gegeben hat. Ein verschlüsselter Datensatz, übertragen durch den Onyxstein, der sich als hochentwickelter Quantencomputer entpuppt hat.

„Diese Technologie ist Jahre voraus, Bruce.“ Barbara dreht ihren Rollstuhl zu mir um, ihr Gesicht eine Mischung aus Bewunderung und Besorgnis. „Nicht einmal Wayne Tech hat etwas Vergleichbares.“

„Der Court hat Zugang zu Ressourcen und Wissen, das der Außenwelt verborgen bleibt.“ Ich trete neben sie, studiere die Daten auf dem Bildschirm. „Was haben wir bisher?“

„Koordinaten. Zeitpläne. Namen.“ Sie tippt auf der Tastatur, bringt neue Fenster zum Vorschein. „Es scheint, als planten die Illuminierten einen koordinierten Angriff auf mehrere Standorte in Gotham. Alle verbunden mit dem Court of Owls.“

Alfred tritt hinzu, reicht mir eine Tasse frischen Kaffee. „Die Frage ist, Master Bruce, können wir diesen Informationen trauen? Der Court könnte uns manipulieren.“

Ich nicke langsam. „Zweifellos verfolgen sie ihre eigene Agenda. Aber die grundlegenden Fakten scheinen zu stimmen.“

Die Bildschirme zeigen Karten von Gotham, markierte Punkte, die ein Muster bilden. Ein Pentagramm, zentriert auf das Gotham Clock Tower – den ehemaligen Hauptsitz des GCPD, nun ein historisches Monument im Herzen der Stadt.

„Der Turm.“ Barbara’s Stimme wird leiser. Vielleicht denkt sie an die Zeit, als ihr Vater noch Commissioner war, mit seinem Büro hoch oben im Clock Tower. „Was hat er mit den Illuminierten zu tun?“

Ich studiere die Pläne genauer. „Unter dem Turm verläuft eine der ältesten Wasserversorgungsleitungen der Stadt. Gebaut im 19. Jahrhundert, noch vor der Gründung von Gotham City selbst.“

„Eine perfekte Methode, um etwas in der gesamten Stadt zu verteilen,“ sagt Alfred leise.

Ein grimmiges Nicken meinerseits. „Genau. Wenn die Illuminierten tatsächlich planen, Gotham zu ‚transformieren‘, wie der Court behauptet, wäre das Wasserversorgungsnetz der effizienteste Weg.“

„Ein Bio-Agens?“ Barbara sieht besorgt aus. „Wie das, was die Illuminierten selbst transformiert hat?“

„Möglicherweise.“ Ich setze mich, ignoriere den Schmerz in meinem Körper, fokussiere mich auf die Daten vor mir. „Der Court behauptet, nicht zu wissen, was genau die Illuminierten verändert hat. Aber wenn es ein Virus ist, ein Serum, dann könnte es angepasst werden für eine massenhafte Verbreitung.“

Alfred’s Gesicht ist aschfahl geworden. „Die gesamte Stadt in diese… Kreaturen verwandeln?“

„Das ist die Frage.“ Ich lehne mich zurück, reibe mir die müden Augen. „Wollen sie Gotham transformieren? Oder zerstören?“

Barbara schüttelt den Kopf. „Was auch immer es ist, wir müssen es stoppen.“

„Nicht wir.“ Meine Stimme ist schärfer als beabsichtigt. „Ich. Das ist meine Aufgabe.“

„Bruce.“ Sie legt eine Hand auf meinen Arm, eine seltene Geste der Zuneigung von der sonst so professionellen Oracle. „Du kannst das nicht alleine schaffen. Nicht diesmal.“

„Sie hat Recht, Master Bruce,“ fügt Alfred hinzu. „Die Bedrohung ist zu groß. Die Angriffspunkte zu weit verstreut.“

Ich will protestieren, will ihnen sagen, dass es zu gefährlich ist, dass ich niemanden mehr verlieren kann in diesem endlosen Krieg gegen die Dunkelheit. Aber sie haben Recht. Dies ist größer als Batman. Größer als ich allein bewältigen kann.

„In Ordnung.“ Das Wort kommt schwer über meine Lippen. „Ruf sie zusammen. Alle.“

Barbara nickt, dreht sich zu den Computern, beginnt, verschlüsselte Nachrichten zu senden. Ruft die Bat-Familie zusammen. Nightwing. Red Hood. Red Robin. Batgirl. Alle, die unter dem Symbol der Fledermaus kämpfen für ein Gotham, das besser ist, als es verdient hat.

Alfred’s Hand ruht auf meiner Schulter, eine stille Unterstützung in dem Sturm, der kommen wird. „Sie werden kommen, Master Bruce. Sie werden helfen.“

„Ich weiß.“ Und das ist die Wahrheit. Trotz aller Differenzen, trotz aller Fehler, die ich im Laufe der Jahre gemacht habe – sie werden kommen. Weil sie verstehen, was auf dem Spiel steht. Weil sie Gotham lieben, fast so sehr wie ich.

Die Nacht vor uns wird lang werden. Und blutig. Und am Ende könnte die Stadt, die wir zu beschützen geschworen haben, für immer verändert sein.

Aber wir werden kämpfen. Wie wir es immer getan haben. In den Schatten. Am Rande des Abgrunds.

Denn das ist es, was Batman tut. Was WIR tun. Wir stehen zwischen der Unschuld und dem Bösen. Zwischen der Hoffnung und der Verzweiflung.

Zwischen dem Licht und der ewigen Dunkelheit, die immer droht, Gotham zu verschlingen.


Der Clock Tower ist ein gotischer Koloss aus schwarzem Stein und verzierten Wasserspeiern, die über die Stadt wachen wie stumme, groteske Wächter. Das große Uhrwerk in seiner Spitze hat über ein Jahrhundert lang die Zeit für Gotham gemessen, ein konstanter Rhythmus in einer Stadt, die sonst von Chaos und Wandel geprägt ist.

Heute Nacht ist er still. Die Zeiger stehen still auf Mitternacht, als hätte die Zeit selbst den Atem angehalten in Erwartung dessen, was kommen wird.

„Alle Positionen.“ Meine Stimme ist leise, wird über das Kommunikationssystem zu den anderen übertragen, die sich um den Turm herum positioniert haben.

„Nightwing in Position.“ Dick’s Stimme klingt angespannt, aber entschlossen. „Nordseite abgesichert.“

„Red Hood, Ostseite. Alles ruhig.“ Jason’s rauhe Stimme, hinter seiner Maske verzerrt zu etwas Unmenschlichem. „Zu ruhig.“

„Red Robin, Westseite klar.“ Tim, immer der Analytiker. „Keine Bewegung, aber die thermischen Sensoren zeigen erhöhte Aktivität im Untergrund.“

„Batgirl am südlichen Eingang.“ Stephanie, die Neueste im Team, aber nicht weniger entschlossen. „Nichts zu berichten.“

„Oracle online.“ Barbara, von der Bathöhle aus, unser Auge im digitalen Sturm. „Satelliten-Überwachung aktiviert. Ich sehe… Bewegung. Kanalisation, direkt unter dem Turm. Mehrere Signaturen, bewegen sich schnell.“

Ich nicke, obwohl niemand es sehen kann. „Wir gehen rein. Nach Plan. Seid vorsichtig – wir wissen nicht genau, womit wir es zu tun haben.“

Der Court hat Informationen über die geplante „Reinigung“ geliefert, aber viele Details fehlen. Wir wissen nicht, wie viele Illuminierte es gibt. Wie stark sie sind. Was genau sie planen, um das Wasser der Stadt zu kontaminieren.

Wir wissen nur, dass sie heute Nacht zuschlagen werden. Und dass wir sie stoppen müssen, koste es, was es wolle.

Ich aktiviere meine Nachtsichtlinsen, gleite lautlos vom Dach eines benachbarten Gebäudes zum Turm hinüber. Die Gargoylen bieten perfekte Haltepunkte für meine Greifhaken. Ich schwinge mich durch ein zerbrochenes Fenster direkt unterhalb des Uhrwerks.

Das Innere des Turms ist ein Labyrinth aus alten Büros, verlassenen Archiven und staubigen Korridoren. Die Luft riecht muffig, nach Alter und Vernachlässigung. Das GCPD ist vor Jahrzehnten ausgezogen, hat diesen einst so wichtigen Ort zu einer leeren Hülle gemacht, einem Geisterhaus im Herzen der Stadt.

Ich bewege mich lautlos durch die Gänge, folge dem Weg, der zum Keller führt. Zu den alten Versorgungsschächten, die Zugang bieten zu den primären Wasserleitungen der Stadt.

Oracle’s Stimme dringt durch mein Kommunikationssystem. „Die Signaturen bewegen sich nach oben. Sie kommen zu euch, Batman.“

„Verstanden.“

Ich erreiche den Kellerbereich, einen großen, gewölbten Raum mit massiven Steinpfeilern, die das Gewicht des Turms über uns tragen. Am Boden: Ein großes, rundes Gitter, der Zugang zur Kanalisation. Es ist bereits geöffnet.

Sie sind hier.

Die Dunkelheit um mich herum scheint plötzlich lebendiger, tiefer. Bewegung im Schatten zwischen den Säulen. Geräusche, zu leise für ein normales menschliches Ohr, aber deutlich für mich, trainiert in der Kunst des Zuhörens.

„Willkommen, Batman.“ Die Stimme des Anführers der Illuminierten, glatt und kultiviert wie zuvor. „Wir haben dich erwartet.“

Er tritt ins Licht, immer noch in seinem makellosen schwarzen Anzug, die silberne Maske glänzend im schwachen Licht der Notbeleuchtung. Hinter ihm erscheinen weitere Gestalten – fünf, zehn, zwanzig. Mehr, als ich erwartet hatte. Mehr, als der Court uns mitgeteilt hatte.

„Es ist vorbei,“ sage ich, meine Stimme ruhig und kontrolliert. „Wir wissen, was ihr plant.“

Ein leises Lachen dringt durch die silberne Maske. „Wirklich? Ich bezweifle das.“ Er macht eine umfassende Geste. „Was du siehst, Batman, ist nicht eine Verschwörung zur Zerstörung. Es ist der Beginn einer neuen Ära für Gotham.“

„Eine Ära der Monster?“ Ich deute auf die entstellten Gesichter seiner Anhänger, die teils menschlich, teils… etwas anderes sind.

„Evolution ist oft hässlich in ihren Anfangsstadien.“ Er klingt fast mitleidig. „Aber das Endergebnis… ah, das ist wahre Schönheit. Eine neue Spezies. Stärker. Intelligenter. Freier von den Beschränkungen der Moral und des Gewissens, die die Menschheit zurückhalten.“

„Das ist Wahnsinn.“

„Ist es das?“ Er neigt den Kopf. „War es Wahnsinn, als die ersten Fische das Land betraten? War es Wahnsinn, als Affen begannen, aufrecht zu gehen? Evolution ist der Weg der Natur, Batman. Wir beschleunigen ihn nur.“

Hinter mir höre ich leise Schritte. Nightwing und die anderen, die sich durch verschiedene Zugänge in den Kellerbereich geschlichen haben, wie geplant. Wir umzingeln die Illuminierten, bereiten uns auf den Angriff vor.

„Was auch immer ihr in das Wasser einbringen wollt – es wird nicht funktionieren.“ Meine Hand gleitet zu meinem Gürtel, bereit, Rauch- und Blendgranaten zu ziehen. „Wir sind hier, um euch zu stoppen.“

Der Anführer schüttelt langsam den Kopf. „Oh, Batman. Du verstehst immer noch nicht.“ Er hebt seine Hand, schnipst mit den Fingern.

Plötzlich ist der Raum erfüllt von Licht – grelles, fluoreszierendes Licht, das von versteckten Lampen an den Wänden ausgeht. Licht, das uns enthüllt. Mich. Nightwing. Red Hood. Red Robin. Batgirl. Alle exponiert, unsere Positionen verraten.

„Wir haben nie geplant, etwas in das Wasser einzubringen.“ Der Anführer klingt fast belustigt. „Das war nur ein Köder. Eine Falle, um euch hierher zu locken.“

Ich spüre, wie mein Blut gefriert. „Der Court…“

„Hat euch belogen? Natürlich.“ Er lacht offen jetzt. „Der Court ist alt, Batman. Alt und müde und verfault von innen. Sie verstehen die neue Welt nicht, die wir erschaffen.“

„Und was ist diese neue Welt?“

Er nimmt langsam die silberne Maske ab, enthüllt wieder sein geteiltes Gesicht – halb menschlich, halb transformiert. „Eine Welt ohne Schatten, Batman. Ohne Verstecke. Ohne Lügen.“ Er macht eine weitere Geste.

Von oben, durch die Decke, senken sich mehrere große Metallbehälter herab. Zylindrisch, mindestens zwei Meter hoch, mit dicken Glasfenstern an den Seiten. Und in jedem: Ein Körper. Schwebend in einer klaren Flüssigkeit. Bewusstlos, aber deutlich erkennbar.

Mitglieder des Court of Owls. In ihren formellen Anzügen, ihre Eulenmasken neben ihnen schwebend. Ihre Gesichter – zum ersten Mal für die Welt sichtbar. Bankiers. Politiker. Industrielle. Die Elite Gothams, entblößt und verwundbar.

„Was ist das?“ Meine Stimme klingt härter, als ich beabsichtigt hatte.

„Gerechtigkeit.“ Der Anführer lächelt, eine groteske Verzerrung auf seinem halb-transformierten Gesicht. „Der Court hat im Verborgenen geherrscht, hat Gotham manipuliert und ausgebeutet für Jahrhunderte. Heute Nacht endet das.“

„Durch Mord?“

„Durch Transformation.“ Er deutet auf die Behälter. „Diese Männer und Frauen werden die ersten sein, die die Erleuchtung erfahren. Die ersten von vielen.“

Red Hood tritt vor, seine Stimme ein gefährliches Knurren durch seinen Helm. „Genug geredet. Lasst uns diese Irrenanstalt beenden.“ Seine Hände bewegen sich zu seinen Waffen.

„Warte!“ Ich strecke einen Arm aus, halte ihn zurück. Etwas stimmt nicht. Das Ganze fühlt sich falsch an. Zu einfach. Zu theatralisch.

Der Anführer der Illuminierten lächelt breiter. „Der Detektiv spürt es, nicht wahr? Die Wahrheit hinter der Illusion?“

„Was meinst du damit?“

Er breitet die Arme aus, wie ein Prediger vor seiner Gemeinde. „Dies ist nicht das wahre Schlachtfeld, Batman. Nicht der wahre Krieg. Während wir hier sprechen, während wir dieses kleine Drama aufführen für dich und deine… Familie…“ Er spuckt das letzte Wort aus. „… sind meine wahren Soldaten bereits in Position. An jedem wichtigen Knotenpunkt Gothams. Bereit, die Stadt zu transformieren in einem einzigen, glorreichen Moment.“

Mein Kommunikator knistert. Oracle’s Stimme, panisch: „Bruce! Massive Explosionen in ganz Gotham! Polizeihauptquartier, Arkham, Blackgate, Gotham General Hospital, Wayne Tower!“

Die Welt um mich herum scheint sich zu verlangsamen, als die Bedeutung ihrer Worte einsinkt. Die wichtigsten Institutionen der Stadt. Die Säulen, auf denen die fragile Ordnung Gothams ruht. Alle gleichzeitig angegriffen.

„—und eine Art Gas wird freigesetzt,“ fährt Oracle fort, ihre Stimme überschlägt sich fast. „Grünlich-blau, verbreitet sich schnell. Menschen kollabieren, wo sie es einatmen.“

Der Anführer der Illuminierten lacht, ein kaltes, triumphierendes Geräusch. „Die Erleuchtung beginnt. Bald wird Gotham erwachen zu einer neuen Existenz. Einer höheren Form des Seins.“

Red Hood hebt seine Waffen. „Ich habe genug von diesem Wahnsinn.“

Bevor ich ihn stoppen kann, feuert er. Der Schuss hallt ohrenbetäubend durch den Kellerraum. Die Kugel trifft den Anführer mitten in die Stirn — und prallt ab, als wäre sie auf Stahl getroffen.

Nicht ein Tropfen Blut. Nicht einmal eine Prellung bleibt zurück.

Der Anführer lächelt nur breiter. „Primitiv. Unzureichend. Wie die Menschheit selbst.“

Mit einem Wink seiner Hand gibt er seinen Anhängern ein Zeichen. Sie bewegen sich mit unmenschlicher Geschwindigkeit, greifen an von allen Seiten gleichzeitig.

Der Kampf ist chaotisch, brutal. Die Illuminierten sind stärker als normale Menschen, schneller, und scheinen kaum Schmerz zu empfinden. Unsere Schläge, die einen gewöhnlichen Gegner niederstrecken würden, verursachen kaum mehr als ein kurzes Innehalten.

Nightwing wirbelt durch die Luft, seine Escrima-Stäbe blitzen im grellen Licht. Er trifft einen der Illuminierten am Kopf, hart genug, um einen Schädel zu brechen — der Mann taumelt nur kurz, greift dann wieder an.

Red Hood feuert Salve um Salve, trifft seine Ziele mit chirurgischer Präzision. Aber selbst Kugeln scheinen die Kreaturen nur zu verlangsamen, nicht zu stoppen.

Red Robin und Batgirl kämpfen Rücken an Rücken, verteidigen sich gegen drei Angreifer gleichzeitig. Sie bewegen sich mit perfektem Timing, das Resultat jahrelangen gemeinsamen Trainings. Aber auch sie gewinnen kaum Boden.

Und ich? Ich kämpfe mich zum Anführer durch, der den Kampf mit der detachierten Neugier eines Wissenschaftlers beobachtet, der ein besonders interessantes Experiment verfolgt.

„Es ist sinnlos, Batman,“ sagt er, als ich ihn endlich erreiche. „Du kannst uns nicht stoppen. Nicht mit Gewalt.“

„Dann vielleicht mit diesem.“ Ich ziehe eine kleine, schwarze Box aus meinem Gürtel. Eine EMP-Vorrichtung, stark genug, um jede Elektronik im Umkreis von hundert Metern zu zerstören.

Der Anführer lacht nur. „Technologie? Du denkst, wir verlassen uns auf Maschinen?“ Er schüttelt den Kopf. „Unsere Transformation ist biologisch. Organisch. Ein Wunder der Evolution.“

„Wir werden sehen.“ Ich aktiviere das Gerät.

Ein blauer Energiepuls breitet sich aus, erfüllt den Raum mit dem Geruch von verbranntem Ozon. Die Beleuchtung flackert, erlischt. Die Mechanismen, die die Behälter mit den Court-Mitgliedern halten, geben mit einem lauten Knirschen nach.

Für einen kurzen, hoffnungsvollen Moment denke ich, es hat funktioniert. Die Illuminierten halten inne, scheinen verwirrt.

Dann lächelt der Anführer wieder. „Ein cleverer Versuch. Aber wie ich sagte…“ Er macht eine Handbewegung, und die Augen seiner Anhänger beginnen zu leuchten — ein unheimliches, bläuliches Glühen, das den nun dunklen Raum erhellt. „Wir sind über solche Begrenzungen hinausgewachsen.“

Mein Kommunikator ist tot, getötet durch meinen eigenen EMP. Keine Verbindung mehr zu Oracle, keine Möglichkeit zu erfahren, was in der Stadt geschieht. Wir sind auf uns allein gestellt.

„Nightwing! Plan Delta!“ rufe ich über den Lärm des Kampfes hinweg.

Dick versteht sofort, gibt das Signal weiter an die anderen. Plan Delta – einer unserer Notfallpläne für Situationen, die außer Kontrolle geraten. Eine koordinierte Flucht, gefolgt von einem strategischen Rückzug und Neugruppierung.

Zeitgleich werfen wir alle Rauch- und Blendgranaten. Der Raum füllt sich mit dichtem Nebel und stroboskopischem Licht, selbst für die leuchtenden Augen der Illuminierten schwer zu durchdringen.

Wir bewegen uns zum Ausgang, decken uns gegenseitig. Die Szene ist wie aus einem Alptraum: Schattenhafte Gestalten, die durch Nebel und Lichtblitze taumeln. Das gelegentliche Aufblitzen von leuchtenden, unmenschlichen Augen. Schreie und Kampfgeräusche, die vom Gewölbe des Kellers widerhallen.

Batgirl erreicht zuerst den Ausgang, hält die Tür für uns andere. Red Robin folgt, dann Red Hood, der rückwärts geht, weiter feuert, um unseren Rückzug zu decken.

Nightwing und ich sind die letzten. Als wir die Tür fast erreicht haben, höre ich ein Lachen hinter uns. Der Anführer der Illuminierten steht plötzlich da, direkt in unserem Weg, als wäre er aus dem Nichts materialisiert.

„Lauft!“ rufe ich, drehe mich um, konfrontiere ihn allein. „Ich halte ihn auf!“

Nightwing zögert. „Batman, nein!“

„GEH!“ Meine Stimme lässt keinen Widerspruch zu. „Die Stadt braucht euch! JETZT!“

Mit einem letzten, qualvollen Blick gehorcht er, verschwindet durch die Tür.

Der Anführer und ich stehen uns gegenüber, umgeben vom sich lichtenden Rauch. Die anderen Illuminierten haben den Kampf eingestellt, bilden einen Kreis um uns, beobachten mit ihren glühenden Augen.

„So nobel,“ spöttelt der Anführer. „So vorhersehbar. Der Held, der sich opfert für seine Freunde.“

„Was hast du in der Stadt freigesetzt?“ Meine Stimme ist ruhig, trotz der Verzweiflung, die in mir aufsteigt.

„Erleuchtung. Transformation. Die nächste Stufe menschlicher Existenz.“ Er tritt näher, sein halb-transformiertes Gesicht jetzt deutlich sichtbar im Licht der glühenden Augen seiner Anhänger. „Die Schwachen werden sterben, ja. Aber die Starken… die Starken werden aufsteigen zu etwas Größerem.“

„Wie viele?“ Meine Hände ballen sich zu Fäusten. „Wie viele Unschuldige hast du zum Tode verurteilt mit deinem Wahnsinn?“

Er zuckt mit den Schultern, eine erstaunlich menschliche Geste für ein Wesen, das behauptet, über die Menschlichkeit hinausgewachsen zu sein. „Millionen vielleicht. Es spielt keine Rolle. Sie sind die Larven, die sterben müssen, damit der Schmetterling entstehen kann.“

Die Wut, die in mir aufsteigt, ist wie eine physische Kraft. Eine Welle aus reinem, fokussierten Zorn. „Du wirst dafür bezahlen.“

Er lacht nur. „Mit was? Geld? Gefängnis? Du verstehst immer noch nicht, Batman. Wir sind jenseits solcher Konzepte. Jenseits eurer primitiven Vorstellungen von Gerechtigkeit und Strafe.“

„Nein.“ Meine Stimme ist leise, aber hart wie Stahl. „Du wirst bezahlen mit Schmerz.“

Ich greife an, schneller als je zuvor, getrieben von der Wut und der Verzweiflung über das, was dieser Mann – dieses Monster – meiner Stadt angetan hat. Mein erster Schlag trifft ihn am Kinn, hart genug, um einen normalen Menschen bewusstlos zu schlagen.

Er taumelt zurück, mehr überrascht als verletzt. Dann lächelt er. „Ja. Das ist es. Die Wut. Die Verzweiflung. Die Dunkelheit in dir, Batman. Sie macht dich stark. Macht dich… fast wie uns.“

Ich ignoriere seine Worte, greife weiter an. Schlag um Schlag, Tritt um Tritt. Jeder Angriff präzise, berechnend, trotz der Emotion, die dahinter steht. Ich nutze jede Technik, die ich in meinen Jahren des Trainings gelernt habe. Jede Schwachstelle, die ich an einem menschlichen Körper kenne.

Aber er ist nicht mehr vollständig menschlich. Und obwohl ich ihn treffe, obwohl er zurückweicht unter der Wucht meiner Angriffe, scheint er kaum Schmerz zu empfinden. Keine Ermüdung. Keine Schwäche.

„Siehst du jetzt?“ Er pariert einen meiner Schläge, kontert mit einer Geschwindigkeit, die ich kaum wahrnehmen kann. Seine Faust trifft meine Rippen mit der Kraft eines Vorschlaghammers. „Dies ist die Zukunft. Stärker. Schneller. Besser.“

Ich taumle zurück, der Schmerz explodiert in meiner Seite. Mindestens zwei weitere gebrochene Rippen. Vielleicht innere Blutungen. Aber ich bleibe stehen. Weigere mich zu fallen.

„Es gibt nichts Besseres daran, ein Monster zu sein,“ presse ich hervor.

„Monster?“ Er schüttelt den Kopf. „Nein, Batman. Götter. Wir werden Götter sein.“

Er greift wieder an, und diesmal bin ich zu langsam, um auszuweichen. Seine Hand packt mich an der Kehle, hebt mich hoch, als wäre ich nicht schwerer als ein Kind. Meine Füße baumeln über dem Boden, während er langsam zudrückt.

„Du könntest einer von uns sein,“ sagt er leise. „Stark wie du bist. Entschlossen. Unbeugsam. Die Transformation würde dich nicht töten. Sie würde dich erhöhen.“

Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen, während der Sauerstoffmangel einsetzt. Aber mein Geist bleibt klar. Fokussiert. Ich habe noch eine letzte Karte zu spielen.

Meine Hand gleitet zu meinem Gürtel, findet die kleine, unscheinbare Spritze, die ich vorbereitet habe, nachdem ich die ersten Proben der transformierten Zellen der Illuminierten analysiert hatte. Ein Gegenmittel? Nein. Unmöglich zu entwickeln in so kurzer Zeit. Aber ein Mittel, um die mutierten Zellen temporär zu destabilisieren. Genug, um einen Vorteil zu erlangen.

Mit letzter Kraft ramme ich die Nadel in seinen Hals, drücke den Kolben hinein.

Er schreit auf – der erste echte Schmerzensschrei, den ich von ihm höre. Seine Hand öffnet sich, lässt mich fallen. Ich lande hart, rolle zur Seite, kämpfe mich wieder auf die Füße, während ich nach Luft ringe.

Der Anführer der Illuminierten taumelt zurück, greift an seinen Hals, wo eine blauschwarze Verfärbung sich von der Einstichstelle ausbreitet. Seine Haut scheint zu wabern, zu pulsieren, als würde etwas darunter kämpfen, um auszubrechen.

„WAS… hast du mir angetan?“ Er keucht, sein Gesicht verzerrt vor Schmerz.

„Zelluläre Destabilisierung,“ erkläre ich, meine Stimme rau vom Würgegriff. „Deine ‚verbesserten‘ Zellen kämpfen jetzt gegeneinander. Eine kurzzeitige Autoimmunreaktion.“

„Das… wird mich nicht töten,“ presst er hervor.

„Nein.“ Ich trete näher, meine Faust bereit für den finalen Schlag. „Aber es wird dich lange genug schwächen.“

Der Schlag trifft ihn direkt am Kiefer, mit aller Kraft, die ich aufbringen kann. Diesmal hat er eine Wirkung. Seine Augen rollen nach hinten, und er fällt, bewusstlos.

Die anderen Illuminierten stehen regungslos, ihre leuchtenden Augen flackern, als wären sie plötzlich unsicher, was zu tun ist ohne ihren Anführer. Ich nutze den Moment der Verwirrung, ziehe eine weitere Spritze aus meinem Gürtel – die letzte Dosis des Serums.

„Wer ist der Nächste?“ Meine Stimme hallt durch den Kellerraum.

Sie weichen zurück, nicht aus Angst – diese Kreaturen scheinen keine Furcht zu kennen – sondern aus taktischem Kalkül. Ihr Anführer ist gefallen. Der Plan läuft bereits. Sie brauchen diesen Kampf nicht mehr zu führen.

Einer nach dem anderen verschwinden sie in den Schatten, bewegen sich mit dieser unnatürlichen, fließenden Geschwindigkeit, die so unmenschlich wirkt. Innerhalb von Sekunden bin ich allein mit dem bewusstlosen Anführer und den Court-Mitgliedern in ihren beschädigten Behältern.

Ich knie nieder, fessele den Anführer mit speziellen Fesseln, die selbst für seine übermenschliche Stärke schwer zu brechen sein sollten, zumindest in seinem geschwächten Zustand. Dann aktiviere ich meinen Ersatz-Kommunikator, der vom EMP verschont geblieben ist.

„Oracle. Status.“

Ihre Stimme klingt erschöpft, angespannt. „Bruce… es ist schlimm. Das Gas breitet sich aus. Menschen fallen auf den Straßen um. Manche… manche verwandeln sich.“

Mein Herz wird schwer wie Blei. „Wie viele?“

„Unmöglich zu sagen. Das Chaos ist zu groß. Die Auswirkungen scheinen unterschiedlich zu sein. Manche sterben sofort. Andere durchleben eine Art… Metamorphose.“

Wie der Anführer es vorhergesagt hat. Die Schwachen sterben. Die Starken transformieren. Eine brutale, unmenschliche Form von Evolution.

„Die anderen?“

„Verteilt in der Stadt. Versuchen zu helfen, wo sie können. Retten, wen sie können.“ Eine kurze Pause. „Dick sagt, das GCPD ist überlastet. Die Krankenhäuser können die Opfer nicht mehr aufnehmen. Es ist… es ist wie eine Apokalypse, Bruce.“

Die Worte treffen mich wie physische Schläge. Gotham – meine Stadt – stirbt. Oder wird in etwas transformiert, das ich nicht wiedererkennen werde. Und ich konnte es nicht verhindern.

„Das Gegenmittel,“ sage ich, während ich den bewusstlosen Anführer der Illuminierten über meine Schulter werfe. „Wir müssen ein Gegenmittel entwickeln. Und dafür brauchen wir ihn.“

„Ist das überhaupt möglich?“ Oracles Stimme klingt zweifelnd.

„Es muss möglich sein.“ Meine Stimme lässt keinen Widerspruch zu. „Wir werden einen Weg finden. Wir werden Gotham retten. Wie immer.“

Aber selbst während ich die Worte spreche, frage ich mich, ob sie wahr sind. Ob es diesmal einen Weg zurück gibt. Ob die Stadt, die ich über alles liebe, für immer verloren ist in einer Welle aus Tod und monströser Transformation.

„Batman…“ Oracles Stimme wird leiser. „Es gibt etwas anderes. Das Wayne Tower… es ist einer der am schwersten betroffenen Orte. Alfred…“

Mein Blut gefriert in meinen Adern. „Was ist mit Alfred?“

Ein langes, qualvolles Schweigen. Dann: „Er war im Tower, als die Explosion kam. Die Überwachungskameras… sie zeigen, dass er vom Gas eingehüllt wurde. Wir haben den Kontakt verloren.“

Die Welt um mich herum scheint stillzustehen. Alfred. Der Mann, der mehr Vater für mich war als Butler. Der mich aufzog, nachdem meine Eltern starben. Der mich zusammenflickte nach jeder Nacht als Batman. Der immer da war, mit einem trockenen Witz und einer Tasse Tee.

„Ich komme,“ sage ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

„Bruce… das Gas…“

„ICH KOMME,“ wiederhole ich, jetzt mit einer Härte, die keinen Widerspruch duldet. „Bereite das Labor vor. Für das Gegenmittel. Und für Alfred.“

Ich bewege mich zum Ausgang, den bewusstlosen Körper des Anführers der Illuminierten über meiner Schulter. Mein Körper schmerzt von den gebrochenen Rippen und anderen Verletzungen. Aber der Schmerz in meinem Herzen ist schlimmer. Der Gedanke, Alfred zu verlieren… Es ist unerträglich.

Als ich die Treppe hinaufsteige, zum Ausgang des Clock Towers, schwöre ich mir selbst: Dies ist nicht das Ende. Nicht für Gotham. Nicht für Alfred. Nicht für die Menschen, die ich geschworen habe zu beschützen.

Die Nacht mag dunkel sein. Die Zukunft ungewiss. Aber ich bin Batman. Ich wurde in Dunkelheit geboren. Geformt von ihr. Und ich weigere mich, von ihr besiegt zu werden.

Ich trete hinaus in die Nacht Gothams, und was ich sehe, lässt mich für einen Moment erstarren. Der Himmel über der Stadt ist grün-blau verfärbt, durchzogen von Rauchsäulen und dem Widerschein von Feuern. Sirenen heulen von allen Seiten. Schreie erfüllen die Luft.

Es ist wie eine Vision aus der Hölle. Eine Stadt am Rand des Abgrunds.

Aber ich habe Gotham schon einmal zurückgezogen vom Abgrund. Und ich werde es wieder tun. Koste es, was es wolle.

Mit diesem Gedanken bewege ich mich in die Schatten, beginne meinen Weg durch eine Stadt, die sich vor meinen Augen verwandelt. Eine Stadt, die zu sterben droht – oder in etwas Neues, Schreckliches wiedergeboren zu werden.

Die wahre Schlacht beginnt erst.


Der Batmobil rast durch die chaotischen Straßen Gothams, seine Panzerung und fortschrittlichen Filtersysteme schützen mich vor dem Gas, das in der Luft hängt wie ein giftiger Nebel. Neben mir, auf dem Beifahrersitz, liegt der bewusstlose Anführer der Illuminierten, festgeschnallt und gesichert.

Die Stadt um mich herum ist kaum wiederzuerkennen. Menschen laufen panisch umher, einige bereits mit den Anzeichen der Transformation – leuchtende Augen, verzerrte Gesichtszüge, unnatürliche Bewegungen. Andere liegen regungslos auf den Straßen, Opfer eines Prozesses, den ihre Körper nicht überstehen konnten.

Polizeiwagen mit Sirenen rasen vorbei, Sanitäter in Schutzanzügen versuchen verzweifelt, den Verletzten zu helfen. Ein sinnloses Unterfangen angesichts der Ausmaße der Katastrophe.

„Oracle, Status des Wayne Towers,“ fordere ich, während ich durch eine besonders chaotische Kreuzung navigiere, voll von verlassenen Fahrzeugen und panischen Menschen.

„Strukturell stabil, aber die oberen Etagen sind schwer beschädigt durch die Explosion.“ Ihre Stimme klingt angespannt, professionell. Sie versucht, ihre Sorge um Alfred zu verbergen. „Die Gas-Konzentration ist dort am höchsten. Bruce… es ist zu gefährlich, selbst mit deiner Ausrüstung.“

„Ich bin Batman,“ antworte ich knapp. „Gefahr ist Teil des Berufs.“

Ich erreiche den Wayne Tower, parke das Batmobil in einer abgesperrten Seitenstraße. Der Anblick des Turms lässt mein Herz schwer werden – Fenster sind zerborsten, Rauch quillt aus mehreren Etagen. Die Fassade, einst ein Symbol des Fortschritts und der Hoffnung für Gotham, ist nun gezeichnet von der Katastrophe.

Bevor ich den Turm betrete, sichere ich den Anführer der Illuminierten. Ich kann ihn nicht mitnehmen auf meine Suche nach Alfred, aber ich kann ihn auch nicht unbeaufsichtigt lassen. Mit schnellen, effizienten Bewegungen übertrage ich seinen immer noch bewusstlosen Körper in einen speziellen Bereich des Batmobils – ein eingebautes Hochsicherheitsgefängnis, entworfen, um selbst Meta-Menschen zu halten.

„Oracle, aktiviere Protokoll Omega für das Batmobil. Volle Sicherheit. Niemand nähert sich dem Fahrzeug ohne meine Autorisierung.“

„Verstanden, Batman.“

Ich aktiviere meinen Atemschutz, überprüfe die Dichtigkeit meines Anzugs ein letztes Mal. Dann betrete ich den Turm.

Die Lobby ist ein Chaos aus zerbrochenen Scheiben, umgestürzten Möbeln und leblosen Körpern. Sicherheitspersonal, Angestellte, Besucher – alle niedergestreckt vom Gas oder geflohen in der Panik. Die wenigen, die noch in Bewegung sind, zeigen bereits Anzeichen der Transformation – ihre Bewegungen seltsam ruckartig oder zu fließend, ihre Augen mit einem unnatürlichen Glanz.

Sie bemerken mich, aber greifen nicht an. Vielleicht sind sie zu desorientiert von ihrer Verwandlung. Oder vielleicht erkennen sie in mir jemanden, der nicht zu ihrer Beute zählt. Ich ignoriere sie, bewege mich zu den Aufzügen.

Tot, wie erwartet. Die Explosion hat die Stromversorgung unterbrochen. Ich wende mich den Notfalltreppen zu, beginne den langen Aufstieg zum Penthouse – wo Alfred zuletzt gesehen wurde, laut Oracle.

Der Aufstieg ist mühsam, selbst für jemanden mit meiner Kondition. Siebenundvierzig Stockwerke, mit gebrochenen Rippen und anderen Verletzungen vom Kampf gegen die Illuminierten. Aber der Schmerz ist nichts im Vergleich zur Sorge um Alfred.

Auf dem Weg nach oben begegne ich mehr Opfern. Manche bewegungslos, manche in verschiedenen Stadien der Transformation. Ich helfe, wo ich kann – bringe die Verwirrten in Sicherheit, überprüfe die Bewegungslosen auf Lebenszeichen. Aber mein Hauptziel bleibt Alfred.

Als ich das Penthouse erreiche, ist die Luft dick vom bläulich-grünen Gas. Meine Filter arbeiten auf Hochtouren, um mich zu schützen. Die einst eleganten Räume, die für Geschäftstreffen und Empfänge der Wayne Enterprises genutzt wurden, sind nun ein Trümmerfeld.

„Alfred!“ Meine Stimme hallt durch die leeren Räume. „ALFRED!“

Keine Antwort. Nur das leise Knistern von kleineren Feuern und das entfernte Heulen von Sirenen aus der Stadt.

Ich bewege mich methodisch durch die Räume, nutze meine taktischen Linsen, um durch den Nebel zu sehen. Und dann finde ich ihn.

Alfred liegt in einem der hinteren Büros, halb verborgen unter einem umgestürzten Schreibtisch. Seine Augen sind geschlossen, sein Gesicht aschfahl. Aber ich sehe sofort: Er atmet.

Ich knie neben ihm nieder, überprüfe seine Vitalfunktionen. Schwacher Puls. Flache Atmung. Aber keine offensichtlichen Anzeichen der Transformation. Keine leuchtenden Augen, keine verzerrten Gesichtszüge.

„Oracle, ich habe ihn. Er lebt.“

Ein hörbares Ausatmen in meinem Kommunikator. „Gott sei Dank. Wie ist sein Zustand?“

„Stabil, scheint es. Keine Transformations-Anzeichen.“ Ich hebe ihn vorsichtig hoch, bemerke, wie leicht er sich anfühlt. Alfred war immer schlank, aber jetzt scheint er fast zerbrechlich in meinen Armen.

„Das ist… ungewöhnlich,“ sagt Oracle nachdenklich. „Nach allem, was wir beobachtet haben, reagieren die meisten Menschen entweder mit sofortiger Transformation oder… mit dem Tod.“

Ein Schauer läuft mir über den Rücken bei der klinischen Beschreibung dessen, was in Gotham geschieht. Aber sie hat Recht – Alfred’s Zustand ist atypisch. Und das beunruhigt mich fast mehr, als wenn er klare Symptome zeigen würde.

„Ich bringe ihn in die Bathöhle,“ sage ich, während ich ihn sicher in meinen Armen positioniere für den langen Abstieg. „Bereite alles vor für eine vollständige medizinische Untersuchung.“

Der Rückweg ist noch mühsamer als der Aufstieg. Alfred’s bewusstloser Körper in meinen Armen, die gebrochenen Rippen, die bei jeder Bewegung protestieren. Aber ich ignoriere den Schmerz, konzentriere mich nur auf jeden einzelnen Schritt. Auf das stetige, wenn auch schwache Atmen des Mannes, der mehr für mich ist als ich je in Worte fassen könnte.

Als ich endlich das Batmobil erreiche, lege ich Alfred vorsichtig auf die Rückbank, sichere ihn für die Fahrt. Der Anführer der Illuminierten ist immer noch bewusstlos in seinem Hochsicherheitsgefängnis. Gut. Ich brauche ihn lebend und bei Verstand, wenn wir ein Gegenmittel entwickeln wollen.

Die Fahrt zur Bathöhle ist ein Rennen gegen die Zeit. Nicht nur für Alfred, sondern für ganz Gotham. Mit jedem verstreichenden Moment breitet sich das Gas weiter aus, transformiert oder tötet mehr Menschen. Eine Stadt stirbt oder wird in etwas Neues, Schreckliches wiedergeboren, während ich verzweifelt versuche, es aufzuhalten.

Oracle’s Stimme unterbricht meine düsteren Gedanken. „Bruce, Neuigkeiten von den anderen. Dick und Tim haben ein provisorisches Feldlazarett im alten Staples-Stadion eingerichtet. Sie sammeln Überlebende, versuchen, sie zu stabilisieren.“

„Jason?“

Eine kurze Pause. „Er… er jagt Illuminierte. Methodisch. Unerbittlich.“

Ich unterdrücke einen Seufzer. Jason’s Methoden waren immer… direkter als meine. Gewalttätiger. Aber in diesem Moment kann ich seine Wut verstehen. Fast teilen.

„Und Stephanie?“

„Hilft bei der Evakuierung des East End. Die Gas-Konzentration ist dort niedriger, dank der Windrichtung. Es gibt noch eine Chance, viele zu retten.“

Ich nicke, obwohl Oracle mich nicht sehen kann. „Gut. Sag ihnen, sie sollen weitermachen. Und Oracle… wir werden ein Gegenmittel finden. Wir werden Gotham zurückholen.“

Ihre Stimme klingt müde, aber entschlossen. „Ich weiß, Bruce. Wir geben nicht auf. Nie.“

Die Bathöhle empfängt mich mit ihrer kühlen, feuchten Luft – ein vertrauter Ort der Ruhe inmitten des Chaos. Oracle – Barbara – erwartet mich bereits, ihr Rollstuhl positioniert neben der medizinischen Station, die sie vorbereitet hat.

Gemeinsam bringen wir Alfred auf die Untersuchungsliege, schließen ihn an Monitore an, die seine Vitalfunktionen überwachen. Dann wende ich mich dem zweiten „Patienten“ zu – dem Anführer der Illuminierten, der langsam aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht.

Wir sichern ihn auf einer separaten Liege, mit Fesseln, die selbst für seine übermenschliche Stärke zu stark sein sollten.Als seine Augen sich öffnen – eines menschlich, eines milchig-weiß – fixieren sie mich sofort mit einem Blick, der zwischen Hass und Belustigung schwankt.

„Batman,“ seine Stimme klingt rauer als zuvor, ein Nebeneffekt des Serums, das ich ihm injiziert habe. „Wie… vorhersehbar. Mich in deine Höhle zu bringen.“

Ich trete näher, mein Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt. „Du wirst mir helfen, ein Gegenmittel zu entwickeln.“

Er lacht, ein heiseres, ungesundes Geräusch. „Ein Gegenmittel? Für Evolution? Für Fortschritt?“ Seine Augen wandern zu Alfred auf der benachbarten Liege. „Ist das dein… Diener? Dein Mentor? Wie rührend, dass du versuchst, ihn zu retten.“

Meine Hand schnellt vor, packt ihn am Kragen. „Sein Name. Ich will deinen Namen wissen, bevor wir beginnen.“

Etwas flackert in seinen mismatched Augen – vielleicht Überraschung über meine Direktheit. Oder vielleicht ist es nur ein Trick des Lichts.

„Namen sind bedeutungslos für Wesen wie mich,“ sagt er schließlich. „Aber in meinem früheren Leben, meiner… menschlichen Existenz, war ich als Dr. Simon Hurt bekannt.“

Der Name löst keine Erinnerung aus, keine Verbindung. Ein Phantom, ein Niemand – bis er sich selbst in etwas Anderes verwandelte.

„Du warst Arzt?“

„Ich war Visionär.“ Seine Stimme gewinnt an Kraft, an Leidenschaft. „Ich sah die Schwäche der menschlichen Existenz. Die Begrenzungen des Fleisches. Die Fesseln der Moral.“ Ein dünnes Lächeln breitet sich auf seinem geteilten Gesicht aus. „Und ich fand einen Weg, sie zu überwinden.“

„Durch ein Virus?“ Barbara rollt näher, ihre analytische Neugier überwiegt kurzzeitig ihre Abscheu. „Oder ein Serum?“

Hurt’s Blick schwenkt zu ihr, studiert sie mit wissenschaftlichem Interesse. „Weder noch. Oder beides. Es ist… komplizierter.“ Er schweigt einen Moment, dann: „Stell dir vor, die menschliche DNA ist ein Buch. Mit festgelegtem Anfang, Mittelteil, Ende. Was wir entwickelt haben, ist… ein neuer Autor. Einer, der die Geschichte umschreibt, während sie gelesen wird.“

„Ein Retrovirus mit genetischen Editierungsfähigkeiten,“ murmelt Barbara. „Theoretisch möglich, aber…“

„Weit jenseits dessen, was eure primitive Wissenschaft für möglich hält?“ Hurt’s Lächeln wird breiter. „Ja. Der Court of Owls hatte Zugang zu Wissen, zu Technologien, die der Rest der Welt erst in Jahrhunderten entdecken wird. Wir haben es nur… weiterentwickelt.“

„Zu welchem Preis?“ Meine Stimme ist hart. „Tausende sterben da draußen.“

„Die Schwachen.“ Er zuckt mit den Schultern, soweit seine Fesseln es erlauben. „Die genetisch Ungeeigneten. Jene, deren DNA zu… starr ist, zu unflexibel für die Umschreibung. Es ist bedauerlich, aber notwendig. Der Preis des Fortschritts.“

„Es ist Massenmord,“ entgegne ich. „Und es endet jetzt. Du wirst uns helfen, ein Gegenmittel zu entwickeln.“

Hurt lacht erneut. „Oder was? Du folterst mich? Der große Batman, der niemals tötet, aber bereit ist zu foltern für das ‚größere Wohl‘?“ Seine Augen bohren sich in meine. „Du siehst, wie dünn die Linie ist, die dich von uns trennt? Wie leicht du sie überschreitest, wenn es nötig ist?“

Die Worte treffen einen wunden Punkt. Einen Zweifel, der schon immer in mir genagt hat. Wie weit würde ich gehen, um Gotham zu retten? Wo ist die Linie, die ich nicht überschreiten darf, ohne zu dem zu werden, was ich bekämpfe?

„Ich brauche keine Folter,“ sage ich schließlich, meine Stimme ruhiger als ich mich fühle. „Du wirst kooperieren, weil du keine Wahl hast.“

Ich trete zur Seite, zeige auf einen großen Bildschirm, der Live-Bilder aus der Stadt überträgt. Das Chaos. Die Transformation. Der Tod.

„Siehst du das? Ist das deine Vision? Eine Stadt voller Leichen und halb-transformierter Monster, die ziellos umherwandern?“ Ich deute auf eine besonders verstörende Szene – ein transformiertes Wesen, das früher ein Mensch war, nun gefangen zwischen Mensch und… etwas anderem, schreiend vor Schmerz und Verwirrung.

„Die ersten Generationen sind immer… unvollkommen,“ gibt Hurt zu, zum ersten Mal ein Hauch von Unsicherheit in seiner Stimme. „Es war nicht genug Zeit für Tests, für Verfeinerungen. Der Court jagte uns, zwang uns zu handeln, bevor wir vollständig bereit waren.“

„Dann repariere es.“ Ich beuge mich vor, fixiere seinen Blick mit meinem eigenen. „Hilf uns, ein Gegenmittel zu entwickeln. Nicht um die Evolution rückgängig zu machen, wie du es nennen würdest – sondern um das Leiden zu beenden, das du verursacht hast.“

Hurt schweigt lange, sein Blick wandert zwischen mir, Barbara, Alfred und den Bildschirmen hin und her. Schließlich seufzt er.

„Es gibt kein vollständiges ‚Gegenmittel‘,“ sagt er leise. „Die Veränderungen in der DNA sind… permanent. Bei denen, die transformieren. Aber…“ Er zögert. „Es gibt einen Weg, den Prozess zu stabilisieren. Die Schmerzen zu beenden. Den Wahnsinn zu mildern.“

„Wie?“ Barbara rollt näher, ihre Finger bereits über der Tastatur bereit, jede Information aufzuzeichnen.

„Es ist komplex. Ich bräuchte Zugang zu einem Labor, zu spezifischen Chemikalien…“ Er sieht mich an. „Und Blutproben. Von verschiedenen Stadien der Transformation. Und…“ Sein Blick wandert zu Alfred. „… von ihm.“

„Alfred?“ Meine Stimme wird schärfer. „Warum?“

„Weil er weder transformiert noch stirbt.“ Hurt klingt fast… bewundernd. „Er ist ein Anomalie. Eine genetische Kuriosität. Etwas in seinem Blut widersteht dem Retrovirus, ohne ihn zu töten.“

Barbara und ich tauschen Blicke. Wenn das stimmt, könnte Alfreds Blut der Schlüssel sein, um Tausende zu retten. Um die ganze Stadt zu retten.

„Ich setze das Labor in Bereitschaft,“ sagt Barbara, schon in Bewegung. „Wir haben alles, was wir brauchen, hier in der Höhle.“

Hurt lächelt dünn. „Natürlich habt ihr das. Der paranoide Batman, immer vorbereitet auf jede Eventualität. Selbst einen genetischen Angriff auf seine Stadt.“

Ich ignoriere den Spott, beginne, seine Fesseln zu lösen – aber nur teilweise. Genug, um ihm die notwendige Bewegungsfreiheit für die Laborarbeit zu geben, aber nicht genug für einen Fluchtversuch. „Wenn du versuchst, uns zu hintergehen…“

„Ich weiß,“ unterbricht er mich. „Du wirst mir wehtun. Sehr weh.“ Er steht auf, reibt seine Handgelenke. „Ich bin kein Narr, Batman. Was geschehen ist… war nicht der Plan. Nicht so. Die Stadt sollte transformieren, ja. Aber nicht… so.“

Für einen kurzen Moment sehe ich etwas in seinen Augen, das fast wie Reue aussieht. Fast wie Menschlichkeit. Aber es ist schnell wieder verschwunden, ersetzt durch kühlen, wissenschaftlichen Pragmatismus.

„Lass uns beginnen,“ sagt er, wendet sich dem Labor zu. „Wir haben viel Arbeit vor uns.“


Die Stunden vergehen wie in einem fiebrigen Traum. Hurt arbeitet mit fieberhafter Intensität, unterstützt von Barbara, die trotz ihres Misstrauens seine brillante wissenschaftliche Methodik anerkennen muss. Ich pendele zwischen dem Labor und den Kommunikationssystemen, koordiniere die Bemühungen der Bat-Familie in der Stadt, sammle Proben von verschiedenen Stadien der Transformation, die Jason und die anderen beschaffen.

Alfred bleibt stabil, weder besser noch schlechter. Als wäre er in einer Art Schwebezustand, weder transformierend noch sterbend. Ein Rätsel, das Hurt mit wachsender Faszination studiert.

„Ich habe noch nie so etwas gesehen,“ murmelt er, während er eine weitere Probe von Alfred’s Blut untersucht. „Seine Zellen… sie kommunizieren mit dem Retrovirus. Verhandeln mit ihm, fast. Ein perfektes Gleichgewicht.“

„Kann es repliziert werden?“ Ich stehe hinter ihm, beobachte jeden seiner Handgriffe mit Argusaugen.

„Theoretisch.“ Er legt die Probe beiseite, greift nach einer anderen – Blut von einem der frühen Transformierten, das Tim mir gebracht hat. „Aber sein genetisches Profil ist… ungewöhnlich. Selten. Es würde nicht bei jedem funktionieren.“

„Bei wie vielen?“

Er zuckt mit den Schultern. „Vielleicht dreißig Prozent der Bevölkerung. Die mit ähnlichen genetischen Markern.“

Nicht genug. Bei weitem nicht genug. Aber ein Anfang.

„Was ist mit den anderen?“

Hurt schweigt einen Moment, konzentriert sich auf seine Arbeit. Dann: „Für die vollständig Transformierten… können wir nur Stabilität anbieten. Ein Ende des Schmerzes, der Verwirrung. Eine Chance, sich an ihr neues Dasein zu gewöhnen.“ Seine Stimme wird leiser. „Für die Sterbenden… können wir nichts tun.“

Die Wahrheit ist bitter, aber ich habe sie erwartet. Wir können nicht alle retten. Nicht diesmal.

„Wie lange noch?“

„Für einen ersten Prototypen?“ Er sieht auf die Uhr. „Zwei Stunden. Vielleicht drei.“

Barbara rollt zu uns herüber, ihre Augen gerötet von der ununterbrochenen Arbeit am Computer. „Die Gas-Konzentration in der Luft nimmt ab. Die atmosphärischen Bedingungen verdünnen es. Aber die Auswirkungen…“ Sie deutet auf die Bildschirme, die weiterhin Live-Bilder aus Gotham zeigen. „Die Auswirkungen bleiben.“

Ich nicke grimm. „Sobald wir das… Stabilisierungsmittel haben, müssen wir es schnell verteilen. Über die ganze Stadt.“

„Die Wayne Enterprises Wetterkontroll-Satelliten,“ schlägt Barbara vor. „Sie könnten das Serum in die Regenwolken über Gotham einbringen. Ein künstlicher Regenschauer, der das Gegenmittel verteilt.“

„Es könnte funktionieren,“ stimmt Hurt überraschend zu. „Der perkutane Weg wäre sogar effizienter als Inhalation. Die Haut ist… durchlässiger nach der Exposition mit dem ursprünglichen Gas.“

Für einen Moment schweigen wir alle, jeder in seinen eigenen düsteren Gedanken verloren. Die Aufgabe vor uns ist gewaltig. Die Chancen gering. Und selbst wenn wir erfolgreich sind, wird Gotham nie wieder dasselbe sein.

„Oracle,“ ich breche die Stille, meine Stimme fest und entschlossen. „Kontaktiere Lucius. Bereite die Satelliten vor. Und informiere die anderen. Sie sollen Schutzeinrichtungen für die Überlebenden etablieren. Sichere Zonen.“

Sie nickt, rollt zurück zu ihrer Konsole. Während sie arbeitet, wende ich mich wieder an Hurt.

„Was ist dein wirkliches Ziel?“ frage ich leise, sodass Barbara uns nicht hören kann. „Diese ganze ‚Erleuchtung‘, diese Transformation. Was erhoffst du dir davon?“

Er hält inne in seiner Arbeit, sieht mich mit seinen ungleichen Augen an. „Freiheit,“ sagt er schließlich. „Freiheit von den Begrenzungen des menschlichen Daseins. Von Krankheit. Alter. Tod.“

„Zu welchem Preis?“

„Das ist die falsche Frage, Batman.“ Er beugt sich näher, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Die richtige Frage ist: Was würdest du aufgeben für die Chance, deine Eltern zurückzubringen? Für die Gewissheit, dass niemand, den du liebst, jemals wieder sterben muss?“

Die Worte treffen mich wie ein physischer Schlag. Die Vorstellung ist… verführerisch. Zu verführerisch.

„Nichts rechtfertigt das,“ sage ich, mehr zu mir selbst als zu ihm. „Nichts rechtfertigt, was in Gotham geschieht.“

„Nein?“ Er deutet mit einem Nicken auf Alfred. „Schau ihn an. Nicht transformiert. Nicht sterbend. Sondern… verbessert. Seine Vitalwerte sind stärker als sie sein sollten für einen Mann seines Alters. Seine Zellerneuerung beschleunigt. Er altert nicht, Batman. Er wird nicht sterben – nicht an Altersschwäche, nicht an Krankheit.“

Ich starre Alfred an, suche nach Anzeichen, dass Hurt lügt. Finde keine. Die Monitore bestätigen seine Worte – Alfred’s Körper regeneriert sich auf zellulärer Ebene mit einer Rate, die für einen Menschen seines Alters unmöglich sein sollte.

„Das ist ein einzelner Fall,“ entgegne ich, aber meine Stimme klingt schwächer als beabsichtigt. „Ein glücklicher Zufall der Genetik.“

„Jetzt ja.“ Hurt’s Stimme wird eindringlicher. „Aber mit Zeit, mit Forschung, könnten wir diesen Effekt replizieren. Verbessern. Verbreiten.“ Er greift nach meinem Arm, eine überraschend menschliche Geste. „Stell dir vor, Batman. Eine Welt ohne Krankheit. Ohne Alter. Ohne Tod. Ist das nicht, wofür du jede Nacht kämpfst? Um Leben zu retten?“

Für einen Moment – nur einen kurzen, schrecklichen Moment – kann ich es mir vorstellen. Eine Welt, in der niemand mehr verlieren muss, was ich verloren habe. Keine Eltern, die in dunklen Gassen sterben. Keine Kinder, die zu Waisen werden. Kein Alfred, der eines Tages nicht mehr da sein wird.

Dann erinnere ich mich an die Bilder aus der Stadt. An die schreienden, verwirrten Wesen, gefangen zwischen Mensch und etwas anderem. An die Leichen auf den Straßen. An die Angst und das Chaos.

„Nicht so,“ sage ich fest. „Nicht durch Zwang. Nicht durch Massenmord.“

Hurt seufzt, lässt meinen Arm los. „Immer noch so menschlich, trotz deiner Verkleidung. So gebunden an veraltete Konzepte wie Einverständnis und individuelle Wahl.“ Er wendet sich wieder seiner Arbeit zu. „Aber vielleicht ist das gut so. Vielleicht braucht die neue Welt jemanden wie dich, um sie an die alte zu erinnern.“

Wir arbeiten weiter in angespannter Stille. Die Uhr tickt. Gotham wartet. Und ich frage mich, nicht zum ersten Mal, ob die Entscheidungen, die ich treffe, die richtigen sind. Ob es wirklich einen Weg zurück gibt für eine Stadt, die bereits so tiefgreifend verändert wurde.

Zwei Stunden später hält Hurt eine Spritze mit einer klaren, leicht blau schimmernden Flüssigkeit hoch.

„Fertig,“ sagt er. „Der erste Prototyp des Stabilisators. Genug für einen Test.“

Barbara rollt näher, ihre Augen müde, aber wachsam. „Wer wird der Testpatient sein?“

Hurt’s Blick wandert zu Alfred, aber ich stelle mich schützend vor die Liege. „Nein. Nicht er.“

„Dann wer?“ fragt er, seine Stimme neutral, aber mit einem Unterton von Herausforderung. „Einer der armen Seelen da draußen? Ohne ihre Einwilligung?“

Die Ironie seiner Worte ist nicht verloren an mir, nach all dem, was er getan hat. Aber er hat recht – wir brauchen einen Testpatienten, und wir haben keine Zeit für ethische Debatten.

„Ich werde es sein,“ sage ich entschlossen. „Ich werde es testen.“

Barbara’s Augen weiten sich in Alarm. „Bruce, nein! Du bist nicht exponiert worden. Der Stabilisator könnte unvorhersehbare Wirkungen haben auf jemanden, der nicht bereits mit dem Virus in Kontakt war.“

„Sie hat Recht,“ stimmt Hurt überraschend zu. „Es wäre… unklug.“

„Dann infiziere mich zuerst,“ fordere ich. „Mit einer kontrollierten Dosis des ursprünglichen Virus. Dann den Stabilisator.“

Barbara schüttelt heftig den Kopf. „Absolut nicht! Das ist Wahnsinn, Bruce!“

„Wir haben keine Wahl,“ entgegne ich. „Wir können nicht warten. Wir können nicht riskieren, jemand anderen zu gefährden.“

„Eine bewundernswerte Haltung,“ sagt Hurt mit einem seltsamen Tonfall – fast wie widerwillige Anerkennung. „Aber unnötig. Es gibt bereits einen perfekten Testpatienten.“ Er hebt seine eigene Hand. „Mich.“

Barbara und ich tauschen überraschte Blicke.

„Du?“ frage ich skeptisch. „Warum würdest du dich selbst als Testperson anbieten?“

„Weil ich bereits vollständig transformiert bin.“ Er zuckt mit den Schultern. „Und weil ich sehen will, ob es funktioniert. Meine Transformation war… kontrollierter als die der anderen. Früher. Mit mehr Vorbereitung. Aber sie ist nicht perfekt.“ Er deutet auf sein geteiltes Gesicht. „Die Asymmetrie ist beweisend. Der Schmerz… konstant.“

„Du fühlst Schmerzen?“ Barbara klingt überrascht.

Ein knappes Nicken. „Die ganze Zeit. Teil der Transformation. Ein Preis, den ich bereit war zu zahlen.“ Er streckt seinen Arm aus. „Also. Lasst es uns versuchen.“

Ich studiere sein Gesicht, suche nach Anzeichen von Täuschung. Finde keine. Nur Müdigkeit. Schmerz. Und eine seltsame Art von Resignation.

„In Ordnung,“ sage ich schließlich, nehme die Spritze. „Halte still.“

Die Nadel dringt in die Vene an seinem Arm ein, der Stabilisator fließt in seinen Blutkreislauf. Für einige Sekunden passiert nichts. Dann beginnt Hurt zu zittern, seine Augen rollen nach hinten, sein Körper versteift sich in einem plötzlichen Krampf.

Barbara rollt alarmiert zurück. „Was passiert? Ist das normal?“

„Ich… weiß es nicht,“ gebe ich zu, bereit einzugreifen, wenn nötig.

Dann, so plötzlich wie es begann, hört das Zittern auf. Hurt’s Körper entspannt sich, seine Augen öffnen sich wieder. Und ich sehe sofort die Veränderung. Seine Augen – beide Augen – sind nun klar, menschlich. Das milchig-weiße ist verschwunden. Sein Gesicht, zuvor geteilt zwischen menschlich und transformiert, beginnt sich anzugleichen, die Deformationen glätten sich.

„Es… funktioniert,“ flüstert Barbara.

Hurt hebt seine Hand, betrachtet sie, als sähe er sie zum ersten Mal. Bewegt die Finger einzeln, testend. „Der Schmerz,“ murmelt er. „Er ist weg.“

In seinen Augen sehe ich etwas, das ich nie erwartet hätte. Tränen. Echte, menschliche Tränen.

„Die Transformation…“ beginne ich.

„Ist nicht rückgängig gemacht,“ unterbricht er mich. „Ich bin immer noch… verändert. Aber stabil. Kontrolliert.“ Er blickt auf, seine Augen klarer als zuvor. „Es funktioniert besser als ich gehofft hatte.“

Barbara rollt zu ihrer Konsole zurück. „Ich informiere die anderen. Und Lucius. Wir beginnen mit der Produktion im großen Maßstab und der Verteilung.“

Während sie arbeitet, studiere ich Hurt sorgfältig. Die Veränderung in ihm ist bemerkenswert. Nicht nur physisch, sondern auch… anders. Als hätte der Stabilisator nicht nur seinen Körper beeinflusst, sondern auch seinen Geist. Seine Haltung ist weniger arrogant, sein Blick weniger kalt.

„Wie fühlst du dich?“ frage ich vorsichtig.

Er betrachtet weiterhin seine Hände, dann blickt er langsam auf. „Klarer,“ sagt er schließlich. „Wie nach einem langen Fieber. Ich kann wieder… fühlen. Nicht nur den Schmerz, sondern… alles.“

„Die Emotionen, die du für unnötige menschliche Schwächen hieltest?“

Ein schwaches Lächeln huscht über sein nun symmetrisches Gesicht. „Ironie, nicht wahr? Der Höhepunkt der Evolution bringt mich zurück zu dem, was ich zu überwinden versuchte.“

„Vielleicht,“ sage ich leise, „ist Menschlichkeit keine Schwäche, die überwunden werden muss. Sondern eine Stärke, die es zu bewahren gilt, selbst wenn wir uns verändern.“

Er betrachtet mich lange, sein Blick nachdenklich. Dann nickt er langsam. „Vielleicht hast du Recht, Batman. Vielleicht… habe ich etwas Wichtiges übersehen in meiner Suche nach Transzendenz.“

Ein Geräusch von der medizinischen Liege unterbricht uns. Alfred bewegt sich, seine Augen flattern.

Ich bin sofort an seiner Seite, nehme seine Hand. „Alfred?“

Seine Augen öffnen sich langsam, fokussieren sich auf mein Gesicht. Ein schwaches Lächeln formt sich auf seinen Lippen. „Master Bruce,“ flüstert er. „Immer noch in diesem lächerlichen Kostüm, wie ich sehe.“

Die Erleichterung, die mich durchflutet, ist überwältigend. „Wie fühlst du dich?“

Er überlegt einen Moment, als würde er einen mentalen Gesundheitscheck durchführen. „Überraschend gut, tatsächlich. Besser als… seit Jahren.“ Seine Augen wandern durch die Höhle, bleiben an Hurt hängen. „Ich nehme an, wir haben Besuch?“

„Dr. Simon Hurt,“ stelle ich vor. „Er hat uns geholfen, ein Stabilisierungsmittel zu entwickeln für… die Situation in Gotham.“

Alfred’s Blick schärft sich, Erinnerungen kehren zurück. „Die Explosion im Tower. Das Gas…“

„Du warst exponiert,“ erkläre ich sanft. „Aber dein Körper… hat anders reagiert als die meisten. Du bist weder krank noch… transformiert. Du bist einfach… stabil.“

„Ein Wunder der Genetik,“ fügt Hurt hinzu, der näher gekommen ist. „Eine angeborene Resistenz, die uns half, ein Mittel zu entwickeln, das anderen helfen wird.“

Alfred betrachtet ihn mit der kühlen Einschätzung, die ich so an ihm schätze. „Ich nehme an, Sie waren nicht immer auf unserer Seite in dieser Angelegenheit, Dr. Hurt?“

Ein leichtes Zucken um Hurt’s Mundwinkel – fast ein amüsiertes Lächeln. „Sagen wir, ich habe meine Perspektive… angepasst.“

„Hm.“ Alfred’s Ton spricht Bände über sein anhaltendes Misstrauen. Dann wendet er sich wieder mir zu. „Was nun, Master Bruce? Wie steht es um Gotham?“

Eine schwere Frage. Eine, auf die ich keine einfache Antwort habe.

„Wir haben ein Mittel, um die Transformierten zu stabilisieren. Um den Schmerz zu beenden, die Verwirrung.“ Ich drücke seine Hand. „Aber wir können die Veränderungen nicht rückgängig machen. Und viele… viele haben wir bereits verloren.“

Alfred nickt langsam, Trauer in seinen Augen, aber auch die stoische Akzeptanz, die ihn immer ausgezeichnet hat. „Eine neue Art von Gotham wird entstehen müssen.“

„Ja.“ Das Wort fühlt sich schwer an auf meiner Zunge. „Eine Gotham, in der Menschen und… Veränderte zusammenleben.“

„Eine Herausforderung,“ sagt Alfred nachdenklich. „Aber wenn eine Stadt dafür bereit ist, dann Gotham. Wir sind es gewohnt, mit dem Ungewöhnlichen zu leben. Mit dem Unmöglichen zurechtzukommen.“

Barbara rollt zu uns herüber, ein leichtes Lächeln auf ihrem müden Gesicht, als sie Alfred wach sieht. „Lucius hat die Produktion des Stabilisators in Gang gesetzt. Die ersten Chargen werden in einer Stunde bereit sein.“ Sie deutet auf die Bildschirme. „Und die Wetterkontrollsatelliten sind positioniert. Wir können beginnen, sobald wir genug des Mittels haben.“

Ich nicke, eine Last hebt sich von meinen Schultern – nicht vollständig, aber genug, um wieder atmen zu können. „Gut. Informiere die anderen. Sie sollen die Überlebenden in sichere Zonen bringen, weg von den Hauptverteilungspunkten des Stabilisators.“

„Was wird mit mir geschehen?“ fragt Hurt leise. „Mit den anderen Illuminierten?“

Eine gute Frage. Die traditionelle Antwort wäre Arkham oder Blackgate. Aber sind diese Institutionen noch dafür ausgerüstet, mit Wesen umzugehen, die über die Menschlichkeit hinausgewachsen sind – selbst wenn sie nun stabilisiert sind?

„Das wird von der Justiz entschieden werden müssen,“ sage ich schließlich. „Wenn sie noch… funktionsfähig ist nach all dem.“

Hurt nickt langsam, akzeptierend. „Und der Court of Owls?“

„Wird sich verantworten müssen für seine eigenen Verbrechen.“ Meine Stimme wird härter. „Die Zeit der Geheimgesellschaften, die Gotham aus dem Schatten kontrollieren, ist vorbei.“

Ein schwaches Lächeln huscht über sein Gesicht. „So entschlossen. So sicher. Ich bewundere das an dir, Batman. Selbst jetzt, am Ende einer Welt und am Beginn einer neuen, bleibst du deinen Prinzipien treu.“

„Jemand muss es tun,“ erwidere ich einfach. „Besonders jetzt.“

Alfred drückt meine Hand, ein stiller Ausdruck der Unterstützung. Barbara kehrt zu ihrer Konsole zurück, beginnt die komplexe Logistik der Stabilisator-Verteilung zu koordinieren. Hurt betrachtet uns alle mit einem nachdenklichen Blick, als würde er etwas sehen, was ihm zuvor entgangen ist.

Und ich? Ich stehe inmitten von all dem, Batman und Bruce Wayne zugleich, gefangen zwischen der Stadt, die war, und der Stadt, die sein wird. Zwischen der Trauer um das Verlorene und der Hoffnung auf das, was kommen mag.

Die Nacht ist nicht mehr jung. Der Morgen dämmert über Gotham, ein neuer Tag für eine Stadt, die nie wieder dieselbe sein wird. Aber wir sind noch hier. Wir kämpfen noch. Wir geben nicht auf.

Denn das ist es, was wir tun. Was ich tue. Als Batman. Als Bruce Wayne. Als Sohn von Gotham.

Wir fallen. Wir erheben uns wieder. Wir kämpfen weiter.

EPILOG

Sechs Monate später

Die Nacht liegt über Gotham wie ein samtener Mantel, durchbrochen vom Glitzern unzähliger Lichter. Von meinem Aussichtspunkt auf dem Wayne Tower sieht die Stadt fast friedlich aus. Fast normal.

Aber Gotham ist nicht normal. War es nie. Ist es jetzt weniger denn je.

Die Stadt hat sich verändert, tiefgreifender als je zuvor in ihrer langen, turbulenten Geschichte. Die Straßen werden nun von zwei Arten von Bürgern bevölkert: den unveränderten Menschen und denen, die wir jetzt „die Transformierten“ nennen.

Dreißig Prozent der Bevölkerung Gothams wurden umgewandelt – weder vollständig menschlich noch vollständig… etwas anderes. Stabilisiert durch das Mittel, das Hurt entwickelt hat, haben sie ihre Menschlichkeit nicht verloren, auch wenn ihre Körper sich verändert haben. Stärker. Schneller. Langlebiger. Manche mit Fähigkeiten, die die Grenzen dessen sprengen, was wir einst für möglich hielten.

Die Anpassung war nicht einfach. Ist es immer noch nicht. Es gab Unruhen. Diskriminierung. Angst auf beiden Seiten. Aber langsam, mühsam, entsteht eine neue Art des Zusammenlebens.

„Beeindruckende Aussicht, nicht wahr?“

Die Stimme hinter mir ist vertraut geworden in den letzten Monaten. Ich drehe mich nicht um, als Dr. Simon Hurt neben mich tritt, ebenfalls den Blick auf die nächtliche Stadt gerichtet.

„Ich frage mich manchmal, ob es das wert war,“ sagt er leise. „All der Tod. All das Leid.“

„War es das?“ Die Frage ist aufrichtig. Ich habe in den vergangenen Monaten gelernt, dass Hurt komplexer ist, als ich anfangs dachte. Besonders seit der Stabilisierung, die nicht nur seine körperliche Transformation kontrolliert hat, sondern auch seine geistige Balance wiederhergestellt zu haben scheint.

Er schweigt lange, sein Gesicht nachdenklich im Licht der Stadt. „Ich weiß es nicht,“ gibt er schließlich zu. „Die Welt, die ich mir vorstellte, war anders. Reiner. Weniger… chaotisch.“ Ein schwaches Lächeln. „Weniger menschlich.“

Ich nicke langsam. Nach seiner Verurteilung – gemildert durch seine Kooperation bei der Entwicklung des Stabilisators – wurde Hurt nicht nach Arkham geschickt, sondern in ein spezielles Programm unter der Aufsicht von Wayne Enterprises. Seine wissenschaftlichen Kenntnisse sind zu wertvoll, seine Einsicht in die Natur der Transformation zu wichtig, um sie zu verschwenden.

„Der Court?“ fragt er, wechselt das Thema.

„Fast völlig aufgelöst.“ Es ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten in dieser neuen Ära. „Die meisten Mitglieder wurden bei den Angriffen getötet oder transformiert. Die Überlebenden haben ihre Macht verloren im Chaos, das folgte.“

„Und die Talons?“

Ein komplexeres Problem. Die genetisch veränderten Assassinen des Courts, bereits vor der Krise mehr als menschlich, haben auf den Transformationsvirus anders reagiert als alle anderen. Einige wurden zu noch tödlicheren Wesen. Andere… brachen vollständig zusammen, ihre überkomplexe Genetik nicht in der Lage, eine weitere Veränderung zu verkraften.

„Wir finden sie nach und nach,“ antworte ich. „Die meisten sind desorientiert ohne den Court, der ihnen Befehle gibt. Manche haben sich sogar… angepasst. Leben jetzt unter den Transformierten, finden einen neuen Platz.“

Hurt nickt, nicht überrascht. „Die Natur findet immer einen Weg, wie man so schön sagt.“

Wir schweigen wieder, beobachten die Stadt, die unter uns pulsiert, lebt, sich ständig neu erfindet.

„Er ist hier,“ sagt Hurt plötzlich, seinen Blick auf einen Punkt in der Ferne gerichtet.

Ich folge seinem Blick, sehe die Gestalt, die sich über die Dächer Gothams bewegt. Schneller als ein normaler Mensch. Geschmeidiger. Mit einer fast übernatürlichen Anmut. Nightwing. Dick Grayson. Mein ältester Verbündeter. Mein Adoptivsohn.

Und nun einer der Transformierten.

Es war seine eigene Entscheidung. Eine, die ich anfangs nicht verstand, gegen die ich argumentierte. Er war nicht exponiert worden während der Krise, hatte sich selbst geschützt mit der gleichen Ausrüstung wie ich. Er hätte unverändert bleiben können.

Aber er wählte die Transformation. Kontrolliert, überwacht, mit dem sofortigen Stabilisator zur Hand. „Um zu verstehen,“ sagte er mir. „Um besser helfen zu können. Um eine Brücke zu sein.“

Und er ist es. Eine Brücke zwischen den unveränderten Menschen und den Transformierten. Ein Symbol der Hoffnung für eine neue Art von Gotham.

„Er passt gut auf sie auf,“ bemerkt Hurt, eine Spur von Bewunderung in seiner Stimme. „Auf beide Seiten.“

Ich kann nur nicken, ein komplexes Gemisch aus Stolz, Sorge und einer seltsamen Art von Wehmut in meiner Brust. Dick ist nun etwas, das ich nie sein werde. Etwas Neues. Etwas, das über die Grenzen der normalen Menschheit hinausgeht.

„Und du, Batman?“ Hurt wendet sich mir zu, seine Augen prüfend. „Hast du nie in Erwägung gezogen, denselben Weg zu gehen? Mit deinen Ressourcen, deinem Training, deiner Entschlossenheit… was könntest du nicht alles erreichen mit den Fähigkeiten der Transformierten?“

Die Frage ist nicht neu. Ich habe sie mir selbst gestellt, in den stillen Stunden der Nacht. Habe mit der Idee gerungen, mit der Versuchung.

„Nein,“ sage ich schließlich. „Ich bleibe, was ich bin.“

„Warum?“

Ich drehe mich zu ihm, lasse ihn für einen seltenen Moment die Aufrichtigkeit in meinen Augen sehen. „Weil Gotham beides braucht. Die Transformierten und die Unveränderten. Brücken auf beiden Seiten.“

Er studiert mich einen Moment, dann nickt er langsam. „Vielleicht hast du Recht.“

Ein Piepen von meinem Kommunikator unterbricht uns. Oracle’s Stimme, knapp und präzise: „Überfall im Pharmazeutischen Distrikt. Unbekannte Angreifer, möglicherweise ein neuer Kult der Illuminierten.“

Hurt’s Gesicht verdunkelt sich. Trotz seiner eigenen Transformation und Stabilisierung hat er sich von seinen früheren Verbündeten distanziert, arbeitet nun daran, die Schäden zu reparieren, die er mitverursacht hat.

„Geh,“ sagt er leise. „Die Stadt braucht dich.“

Ich nicke, trete an den Rand des Dachs. Für einen Moment stehe ich dort, zwischen Himmel und Erde, zwischen der Vergangenheit und der ungewissen Zukunft. Dann springe ich, lasse mich fallen in die Dunkelheit, die mein Element ist und immer sein wird.

Der Wind rauscht in meinen Ohren, als ich falle. Dann der vertraute Ruck, als mein Greifhaken sich festsetzt, mich in einem eleganten Bogen durch die Nacht schwingen lässt. Unter mir fließt Gotham vorbei, verändert und doch vertraut. Eine Stadt im Wandel, wie so oft zuvor. Eine Stadt, die überlebt hat, trotz allem.

Meine Stadt.

Und während ich durch die Nacht gleite, spüre ich eine seltsame Art von Frieden. Nicht Akzeptanz – ich werde nie vollständig akzeptieren, was geschehen ist, die Leben, die verloren wurden, die unfreiwilligen Veränderungen, die so vielen aufgezwungen wurden. Aber ein Verständnis, dass selbst aus den dunkelsten Momenten etwas Neues entstehen kann. Etwas, das vielleicht, mit Führung und Schutz und unermüdlicher Wachsamkeit, eines Tages besser sein könnte als das, was vorher war.

Gotham hat sich verändert. Ich habe mich verändert. Aber meine Mission bleibt dieselbe: Die Unschuldigen zu beschützen. Die Dunkelheit zurückzudrängen. Hoffnung zu bieten denen, die keine mehr haben.

Denn das ist es, was Batman tut. Was ich immer tun werde, solange ich atme.

In einer Welt der Monster und Menschen, der Schatten und des Lichts, stehe ich auf der Grenze zwischen beiden. Ein Wächter. Ein Beschützer. Ein dunkler Ritter für eine Stadt, die sich ständig neu erfindet.

Gotham ruft. Und wie immer, antworte ich.

ENDE


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Von Bruno Schelig

Seit 2012 im Internet unterwegs und freischaffend tätig. Die Freiheit des Geistes über alle Regeln, jeden Bestand und gegen jedwedes Schubladendenken. Die Intention ist Wissensteilung, wo immer auch möglich. Bei YouTube und Amazon Bruno Schelig suchen.

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